Je schlürf, desto lecker

Erstmal der allgemeine Entwarnungshinweis: Mann und mir geht’s gut. Wir sind mittlerweile in Hiroshima angekommen und von Erdbeben ist weit und breit nichts zu spüren. Auch wenn die deutschen Medien das Thema mittlerweile schon wieder völlig vergessen haben, herrscht in der Präfektur Kumamoto weiterhin Ausnahmezustand, da zehntausende Menschen Obdachlos sind und es erhebliche Schäden an der Infrastruktur gibt. Die Hilfsarbeiten sind selbstverständlich umfänglich angelaufen. Einen interessanten Artikel zum Thema Erdbeben“stärke“ gibt es auf dem Blog von Herrn Reinhard Zöllner, der Professor an der Universität Bonn, Fachbereich Asienwissenschaften, ist und diese Sache mit „Stärke“, „Magnitude“ und „Intensität“ nochmal, auf Japan bezogen, kurz und leicht verständlich aufdröselt. Die deutschen Medien kommen dabei leider eher schlecht weg. Bitte hier entlang.

Aber zurück nach Hiroshima und Fukuoka. Wir haben in Fukuoka zwei schöne, wenn auch regnerische Tage verbracht, mit viel Museum gucken, Schrein gucken, Schule gucken und natürlich ganz viel leckerem Essen. Sowohl mein Mann als auch ich haben bezüglich des letzteren Themas mittlerweile gelernt, in den „Japan-Modus“ zu schalten. Sobald wir also japanischen Boden betreten oder japanische Nudelspeisen zu uns nehmen, hat unser Hirn eine eigene Abteilung, die sagt: „Schlürfen ist gut, bitte schlürf‘, schlürfen macht Spaß“. Das läuft dann in Dauerschleife, um die elterlichen Stimmen zu übertönen, die uns in jahrelanger Kleinarbeit mal beigebracht haben: „Schlürf nicht!“ und zumindest am Anfang immer verhindert haben, dass man es überhaupt versucht hat.

Nachdem ich mir das dann also nach einem erhellendes Gespräch mit meinem Gastvater angewöhnt habe, hat mein Mann am Freitag beim Familienabendessen dann auch direkt ein dickes Lob abgesahnt. Mein 13-jähriger Gastbruder meinte nach Beginn des Essens nämlich umgehend:

「ダナさんはツルツルが上手だね!」- „Danasan wa tsurutsuru ga dschoosu da nee!“ – Dein Mann ist sehr gut im Schlürfen!

Das ist doch mal ein echt japanisches Kompliment, oder? Ich habe mich mittlerweile auch mit einigen Chinesen unterhalten und sowohl die als auch mein Gastvater sind übereinstimmende Quellen für die Tatsache, dass Japan tatsächlich das einzige Land ist, in dem man das zu hören bekommt. Weltgewandte Japaner wissen das auch und können die Geräusche im Ausland schlichtweg abstellen.

Sollte ihr also nach meiner Rückkehr ungehobelte Geräusche von dem Platz her hören, an dem ich Nudeln eurer Wahl esse (aus irgendeinem Grund auch mit Stäbchen, die sich magisch in meinen Händen materialisiert haben), dann weist mich einfach nochmal kurz darauf hin, dass ich nicht mehr in Japan bin ;]

Erdbeben; was geht’n? *summ*

Ihr Lieben,

Heute war es soweit. Um 21:26 Uhr Ortszeit (14:26 Uhr bei euch) habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Erdbeben gespürt. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass ich voll verwirrt vor meinem Rechner saß und meinem Mann, mit dem ich justamente geskypt habe, verwirrt ins Ohr gemurmelt habe.
weltbester Mann: „… dann können wir uns da ja an der Bushaltestelle treffen und -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „- falls wir dann -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „Was’n?“
Ich: „Du, ich glaub, hier ist gerade Erdbeben.“
wbM: „???“
Ich: „Ja, hier wackelt’s irgendwie. … Du, ich ruf‘ dich gleich zurück, mir geht’s gut, aber ich will mal eben mit meiner Gastfamilie reden.“
wbM: „Ääh. Ok. Bis gleich.“
Soweit der erste Eindruck. Erst hat es sich angefühlt, als rauscht draußen ein Schwertransporter her, aber der Transporter fährt, und fährt, und fährt…. So wie der Käfer früher in der Werbung, nur schwerer…
Fakt ist: Es gab ein Beben der Stärke 7 in der Präfektur Kumamoto (südlich von mir), das hier in Fukuoka noch mit einer Stärke von 4 zu spüren war. Die 4 entspricht also dem Käferartigen Schwertransporter.
Im Laufe der folgenden 3/4 Stunde gabs dann immer wieder kleinere Nachbeben und 40 Minuten später nochmal ein etwas stärkeres Nachbeben (schwache 6 in Kumamoto). Jetzt fragt mich nicht, was genau diese Skalenzahlen bedeuten, das müsste ihr bei Wikipedia nachlesen, aber ich finde vermittelt einem ein Gefühl dafür, was hier noch so los war/ist. Dieses schwerere Nachbeben ist nämlich passiert, während ich diesen Eintrag hier geschrieben habe. Mittlerweile bin ich auch vom Schreibtisch unter’s Bett umgesiedelt. Kabel sind ja zum Glück lang und die Zimmer klein.
Warum unter’s Bett? Erste Regel beim Erdbeben (Für die Filmfans in der Leserschaft: Ja, man darf über Erdbeben reden, keine Sorge): Ruhe bewahren. Kopflosigkeit hilft niemandem.
Zweite Regel bei Erdbeben: Ab unter den nächsten Tisch, unter’s Bett oder sonst irgendein stabiles Möbel (Jetzt gerade gibt’s noch ein Nachbeben! Ich mag mein Bett!), dass euren Kopf schützt.
Wenn der erste große Stoß durch ist, greift Regel Nummer drei: Türen und Fenster als Fluchtmöglichkeit öffnen.
Regel vier: Im Zweifel ab nach draußen auf eine offene Fläche.
Nach draußen ist hier niemand gerannt, bei Stärke 4 scheint das noch ok zu sein. In jedem Fall werde ich jetzt aber mal zwischen zwei Beben nach unten tigern und mit meiner Gastfamilie reden. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich jetzt einfach schlafen sollte.
Euch sei auf jeden Fall erstmal versichert, dass es mir gut geht und hier nichts passiert ist, was euch übermäßig besorgen müsste. Zum Abschluss hab ich euch auch noch zwei Links rausgesucht, auf denen man ein bisschen was sehen kann, Karten und so:
NHK
Zwar Japanisch, aber mit guter Karte und Auswahlmöglichkeit rechts in der Liste. Hilft auch, wenn man kein Japanisch kann und ist vor allem MEGAschnell. Die Infos sind schon fast Echtzeit.
Zweitens: USGS
Auf der Suche nach guten deutschsprachigen Quellen bin ich leider nicht fündig geworden, unter den englischsprachigen mache mir diese Seite den besten Eindruck. Das Beben, über das ich hier geschrieben habe, ist rechts in der Liste mit „2016-04-14 12:26:36 UTC 10.0 km deep, Japan“ findbar.

Liebe, unversehrte Grüße

Claudia

P.S.: Entschuldigt bitte evtl. Fehler und strukturelle Schwächen heute, ich hab einfach so runter geschrieben und bin dann jetzt auch weg :]

Japaner und Hasen

Lieber Peter,

Wie auch einige andere hier hast du mich ganz treffend darauf hingewiesen, dass Japaner und Hasen doch eigentlich eine gute Mischung sind. In der Tat muss ich sagen, dass Hasen hier immer gehen. Auf Geschirr, Essbesteck, Süßigkeiten, in der Werbung – vollkommen egal.
Als Trugschluss erwies sich aber bisher der Gedanke, dass Japaner deswegen doch mit Ostern ähnlich wie mit Weihnachten eigentlich total glücklich sein müssen. Bunte Schokoeier gehen schließlich auch immer. Bisher interessiert das die Japaner nicht die Bohne. Kann ich auch ganz gut nachvollziehen, denn erstens gibt’s ja Kirschblüten und außerdem gibt es zu der Zeit Kirschblüten.
Nein, kein Tippfehler.
Das ist hier das Event überhaupt. Die Hasen würden zwischen den ganzen blauen Plastikplanen auch nur Angst kriegen.
Ist aber auch nunmal einfach hübsch anzusehen, da gibt’s nix:
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Da ich ja nun aber nicht hier sondern anderswo sozialisiert wurde, hatten deine Osterfotos per Mail auf mich aber unmittelbare und schwerwiegende Wirkung:
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Deine Fotos kamen bei mir abends um 19:00 Uhr an und ich hab sie gesehen, als ich gegen 21 Uhr ins Bett wollte. Aber dann. Der Gedanke. Oh Gott! Ich hab KEINE OSTEREIER!!!!!!!!!!!!
Also bin ich schnell nochmal runter, hab meine Gastmama nach sechs Eiern gefragt und die gekocht. Sie war ein bisschen verwirrt. Dann hab ich nach Buntstiften gefragt. Die Verwirrung wuchs. Das Endergebnis seht ihr oben. Jedes Familienmitglied hat ein Osterei mit personalisiertem Motiv bekommen und selbst hab ich mir auch eins gegönnt. Klassisch auf der einen Seite mit einem Hasen, der im Gras neben seinem Eierhaufen sitzt – unförmiges Küken inklusive – und auf der anderen Seite einen blühenden Kirschbaum. Ein Japanosterei.
Die Gastmama hat sich dann am nächsten Tag auch voll gefreut und begeistert fotografiert, gegessen wurden sie aber erst ein oder zwei Tage später weil sich keiner so richtig sicher war, wann man die jetzt essen darf, ob man da bis abends warten muss und wann genau ist eigentlich nochmal dieses Ostern? Und das, obwohl ich schriftliche Anweisungen hinterlassen hatte xD Naja, man kann nicht alles haben. Mein Herz war auf jeden Fall erleichtert durch die Wiederbelebung einer lieben alten Tradition und das Heimweh dadurch entsprechend für den Abend gelindert.

Vielen Dank dafür :]
Claudia

P.S.: Wer zu den Motiven grübelt: Miku (15,w) mag Snoopy, Komei (13,m) ist im Tischtennisclub, Gen-chan (8 neuerdings 9,m) ist völlig vernarrt in diese überlaute rote Monsterkatze, Gastpapa mag die Softbank Hawks und für Gastmama gabs einen Kirschbaum, weil gleichzeitig damit, dass mir die Ideen ausgingen, gehen Kirschbäume einfach immer in Japan. Wie Hasen halt. Nur nicht gemeinsam.

Gastfamilie

Auf mehrfachen Wunsch verschiedener Leute kommt heute endlich die Vorstellung meiner Gastfamilie :] Bei GenkiJACS hat man fünf Möglichkeiten unterzukommen.
1. Wohnheim
2. Gastfamilie
3. WG
4. Einzelapartment
5. Selbst organisiert
Die Nummern 1.-4. werden von GenkiJACS organisiert und dementsprechend auch über die Schule abgerechnet. Ich wollte von Anfang an in eine Gastfamilie, um den japanischen Alltag kennen zu lernen. Meiner Erfahrung zu Hause nach lernt man einfach *mehr* und auch andere Dinge, wenn man mit Einheimischen unterwegs ist. Ich war natürlich sehr nervös, gleich für neun Monate bei fremden Menschen einzuziehen 😀 Zum Glück hat sich herausgestellt, dass ich sehr liebe, lustige und offene Leute abbekommen habe, die viel Geduld haben, vieles erklären und sich für viele Dinge interessieren.
Die Usukis.

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Mama Akiko (お母さん – Okaasan) wünscht auf dem obigen Bild Liebe und Frieden, während Papa Tsuyoshi (お父さん – Otoosan) rechts davon fleißig am Grillgut vernichten ist. Okaasan ist Arztassistentin, hat vorher in einer Bank gearbeitet und irgendwann nebenbei eine Ausbildung zur (japanischen) Gebärdensprachlehrerin und eine zur Teezeremoniemeisterin und -lehrerin gemacht. Sie ist ständig (!) unterwegs, um Kinder hin-, her-, weg-, heim-, vor- und zurück zu bringen oder eben zu arbeiten. Außerdem lacht sie viel und erklärt alles geduldig (im Zweifel mehrmals), was man so beachten sollte im Hause Usuki.
Otoosan arbeitet als Altenpfleger im Schichtdienst, interessiert sich für Geschichte und schmeißt den Haushalt, wenn Okaasan nicht da ist, was wie oben beschrieben häufiger der Fall ist. Er kann sehr gut sprachliche Zusammenhänge erklären und seine Eltern leben in der Nachbarpräfektur Oita. Als sie mitsamt Dackel Choco hier zu Besuch waren, war einiges los hier.
Nicht, dass es besonders oft langweilig wird. Schließlich gibt es drei Kinder:

Einmal in etwas verschwommen aber lustig:
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Einmal in scharf aber mit dafür ohne den Mittleren:
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Ich denke, es ist klar, wer auf den Fotos nicht den Nachnamen „Usuki“ trägt und dementsprechend nicht vorgestellt werden muss^^
みく (Miku) ist mit 15 16 die Älteste von den dreien und ist im ersten Jahr der Oberschule (10. Klasse). Sie spielt Klavier und Klarinette und ihre Lieblingsbeschäftigungen nach eigener Aussage sind Essen und Schlafen. Ehrlich gesagt macht sie auf mich aber einen sehr fleißigen Eindruck, sodass sie diesen Vorlieben nicht so viel nachgehen kann, wie sie vielleicht gerne würde.
こうめい (Koomee) ist 13 Jahre alt und im ersten Jahr an der Mittelschule (7. Klasse). Sein liebstes Schulfach sind die Sozialwissenschaften – wenn ich könnte, würde ich mich viel mehr mit ihm über japanische Geschichte unterhalten…. Er ist stets bemüht, mir die japanische Welt zu erklären, auch wenn ich die Erklärung nicht brauche oder nicht gebrauchen kann 😀 Oft scheitert sein löblicher Versuch der Kulturvermittlung auch an meinem eingeschränkten Vokabular.
げんとく (Gentoku) – von allen normalerweise げんちゃん (Gen-chan) genannt ist 8 Jahre alt und damit in der 2. Klasse der Grundschule. Wenn er im Haus ist, weiß man das in der Regel, denn er ist oft laut, klettert auf allem herum und/oder stellt auf Heulbojenmodus um. Wenn er gerade nicht damit beschäftigt ist, durch eine dieser Tätigkeiten Aufmerksamkeit zu bekommen, ist er ein lieber Knirps, mit dem man gut z.B. Jenga spielen kann.

Soweit die Einzelvorstellungen. Wir leben im östlichen Bezirk von Fukuoka, was bedeutet, dass ich jeden Tag ca. eine Stunde zur Schule pendele und etwas länger wieder zurück. Da ich mich aber mit meiner Gastfamilie gut verstehe, wir auch öfter Ausflüge gemeinsam unternehmen und ich schon viele Dinge von ihnen lernen konnte, nehme ich das gerne in Kauf. Es ist immer was los und wenn man abends mal ausnahmsweise mit allen am Tisch sitzt, kann man sehr viel japanisch üben. Wenn ich aber meine Ruhe haben will, gehe ich in mein Zimmer und mache die Tür zu. Die wird dann nur für wichtige Dinge (Es gibt Essen, Wir fahren jetzt los, Kann ich die CD wieder haben?) von außen geöffnet. Nach vorherigem Klopfen und ausdrücklicher Aufforderung sie zu öffnen. Ein einfaches „Ja“ sorgt nur dafür, dass ich mit durch Holz gedämpftem Japanisch überschüttet werde, was das Verständnis nicht eben erleichtert. Deswegen habe ich schnell gelernt, welche Möglichkeiten ich habe, expliziten Einlass zu gewähren (開けてもいい – „Du darfst die Tür öffnen“ oder どうぞ – „Bitte“ sind die Mittel der Wahl). Insgesamt habe ich den Eindruck, es hier ziemlich gut getroffen zu haben und bin froh, neun Monate bei Leuten wohnen zu dürfen, die mir mittlerweile gar nicht mehr fremd, sondern sehr ans Herz gewachsen sind.

So. Nun bitte eure Fragen :]

Wir-grillen-durch-Verein

Liebe Saccho,

Am Sonntag war ich in Itoshima!!!! Da habe ich zum ersten mal in meinem Leben Austern (さき) gegessen. Es war sehr lecker und sehr lustig, denn ich bin meiner ganzen Gastfamilie und einer befreundeten Familie gefahren, sodass jede Menge los war.
So sah das Gelage aus:

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Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich Anfang Januar (!) nur umgeben von einem großen Zelt direkt am Hafen grillen war und mir nicht kalt war! Ich weiß nicht, ob Kronen die Werbekampagne immer noch macht, aber irgendwann musste ich unwillkürlich an den Slogan mit dem „Wir-grillen-durch-Verein“ denken. Nach dem Grillen (Es gab mehr als nur Austern: Onigiri, Inari, Paprika, Hähnchen, Wagyu-Rind, Zwiebeln, und und und) musste ich erstmal einen Verdauungsspaziergang machen, denn ich war sooo vollgefuttert und das Wetter war so schön. Weil man am anderen Ende des Hafens einen rot-leuchtenden Turm sehen konnte, wollte ich die Hafenmauer entlang dorthin laufen. Ich dachte, der Turm sei vielleicht frisch gestrichen, weil er so geleuchtet hat, aber als ich ankam, habe ich gesehen, dass es gar keine gestrichene Farbe war:

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Das hat mich überrascht!

Auf dem Weg zum Turm bin ich an vielen Leuten vorbei gekommen, die geangelt haben. Einige haben mich gegrüßt und waren überrascht als ich zurück gegrüßt habe – Ich hatte den Eindruck, dass ich dort als Ausländerin sehr aufgefallen bin, aber ich fand es eher interessant als störend. Es war ein herrlich-sonniger Tag und die japanische Landschaft außerhalb der Stadt begeistert mich immer wieder!

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Anschließend sind wir noch zu einem Bauernmarkt gefahren, wo es leckeres Eis und gezuckerte Sojabohnen gab. Die Sojabohnen habe ich heute in der Schule angeboten, die meisten meiner Mitschüler waren ziemlich neugierig darauf, aber der Geschmack ist ungewöhnlich 😀 Deswegen habe ich noch etwas übrig. Ich mag sie aber sehr gerne^^
Alles in allem war es ein sehr schöner Sonntagsausflug. Und gegrillte Austern finde ich ziemlich lecker :]

Der Kommentar war ein bisschen lang….

Liebe Mutti (Mutti, nicht Mama – wichtiger Unterschied^^),

Da meine Antwort auf deinen Kommentar unter „Antwort“ etwas lang war, mache ich einen eigenen Post draus 😀 Yay.

Ja, ich vermisse ab und an ein gutes Roggenbrot mit etwas drumrum, das den Namen „Kruste“ verdient. Das hält sich aber alles im Rahmen des erträglichen :]
Zum Thema gemeinsam Essen: Ich habe bereits beschlossen, einen Takoyakigrill entweder mitzubringen oder in Düsseldorf zu kaufen. Das sind diese kleinen Bällchen, für die vor allem Osaka berühmt ist. Dann gibt’s bei mir Takoyakiparty^^
Das mit der Sprache im Alltag ist eine gute Frage. Ich bin zufrieden mit dem wie ich zurecht komme. Ich kann Situationen wie hier am Flughafen gut meistern – also fragen, wo mein Mann gleich ankommt, im Restaurant bestellen etc. Als ich letztes Wochenende nach Tokyo geflogen bin, habe ich mich mit meiner Sitznachbarin, einer älteren Japanerin gut kurz unterhalten können, also wer ich bin, woher ich komme, was und wie lange ich in Fukuoka mache und warum ich nach Tokyo wollte. Und natürlich kann ich hier am Flughafen erkennen was wo ist, da es ja eine begrenzte und festgelegte Anzahl an Möglichkeiten an so einem Flughafen geht – der Kontext ist eng, sodass sich daraus viel erschließen lässt.
Mit meinen Gasteltern habe ich mich schon über viele Sachen zu Hause unterhalten, mein Gastpapa interessiert sich für Geschichte, das wird dann schon schwieriger, ich muss auf englische Wörter ausweichen oder bei ihm Erfragen. Was derzeit das „Herausforderungslevel“ ist, ist angemessen zu sprechen. Das hängt zum einen daran, dass ich die angemessene Sprachebene (informell, neutral, höflich) kennen und anwenden muss, zum anderen aber auch noch dabei bin, herauszufinden, wann ich überhaupt was sagen sollte – Im Laden zum Beispiel reden die Angestellten ziemlich viel mit dir, es gibt gefühlt für jede deiner Bewegungen eine Floskel, die dir entgegen geschmissen wird – „Schön, dass Sie in unserem Laden sind, ehrenwerter Kunde“, „Beehren Sie uns bald wieder“ und ähnliches. In mir ruft das den Impuls hervor, zu antworten, mich zu bedanken etc. Das macht man hier aber schlichtweg nicht. Also: Mund halten, freundlich Lächeln, nicht winken^^
Auch Nachrichten bleiben mir noch zum Großteil verschlossen: Gesprochen geht es zu schnell und mit Verbformen, die ich noch nicht kenne (Auch mein Wortschatz ist ja noch nicht so riesig), gelesen gibt es zu viele Kanji. Das Lesen des Harry Potter ist nach wie vor, herausfordernd. Da kann ich mich nicht halb müde mit ins Bett legen und mal ein paar Seiten lesen, das braucht volle Aufmerksamkeit. Wenn meine Gastfamilie sich untereinander unterhält, ist es mir ebenfalls nicht möglich einfach so dem Gespräch zu folgen. Ich bin darauf angewiesen, dass sich mir mein Gegenüber zuwendet, den Mund leer hat (!!) und gelegentlich auf „einfache“ Wörter ausweicht.
Zusammenfassend kann man vielleicht sagen: Ich kann mehr, als man als Tourist mindestens braucht, aber nicht genug, um am täglichen Leben ohne weiteres teilzunehmen.

Ich hoffe, das beantwortet deine Fragen :]

Antwort

Liebe Maike,

Entgegen deiner Vermutung kommt deine E-Mail zum perfekten Zeitpunkt. Von Düsseldorf nach Sapporo zu kommen, dauert dann halt doch 16 Stunden und da meine Gastfamilie wie immer auch heute schwer beschäftigt ist, hat meine Gastmama mich sehr früh zum Flughafen nach Fukuoka gebracht. Summa summarum resultiert das nun in mehr als zwei Stunden Wartezeit hier in Fukuoka und dann nochmal vier Stunden in Sapporo/Shin-Chitose.
Während ich gerade die erste Stunde in Fukuoka mit Einchecken, Bummeln und Eiscreme verbracht habe, habe ich unter anderem deine Mail gelesen und mir gedacht, dass heute doch eine gute Gelegenheit wäre, hier mal wieder zu schreiben. Da du mit deinem dezenten Hinweis auf die Zeit, die seit dem letzten Eintrag vergangen ist, natürlich auch völlig recht hast, stehe ich nun also in der Internetecke und tippe. Ich hoffe es ist dir recht, wenn ich deine Mail nun sozusagen in Teilen „öffentlich“ beantworte, denn ich denke, dass viele von deinen Fragen auch für den Rest der hier lesenden Welt interessant sein wird.

+ Durchsage an alle +
Ich weise darauf hin, dass dies ein langer Blogeintrag ist. Maike hat mich mit ihrer Mail so sehr motiviert und sie kam zu so einem günstigen Zeitpunkt hier in meinem Warteloch am 福岡空港, dass ich mal wieder in eine förmliche Schreibwut verfallen bin. Nehmt euch also ein leckeres Heißgetränk und etwas Zeit zur Hand, bevor ihr weiterlest^^
+Durchsage Ende +

Die Frage nach der Adventszeit in Japan scheint ja viele Leser zu beschäftigen. Ich denke die wichtigsten Punkte, die im Vergleich zu Deutschland so auffallen, sind folgende:
Die Weihnachtsmusik überall. Egal ob im Supermarkt Anfang November oder jetzt hier in den Restaurants am Flughafen. Überall werden Weihnachtslieder gespielt. In der Regel Instrumentalversionen von englischsprachig verfügbaren Klassikern: „Hark, the Herald Angels Sing“, „Engel haben Himmelslieder“, „We wish you a merry Christmas“, „Sleigh Ride“ sind so die, die mir jetzt am ehesten einfallen. Für mich persönlich steht die fast allgegenwärtige Musik im Kontrast zu der Wichtigkeit des Festes. Obwohl die Innenstädte beleuchtet sind, viele Läden Weihnachtsdeko inkl. Baum aufstellen (Ich hab grad wieder erst einen unten in der Empfangshalle am ANA-Schalter gesehen!) und alles „Weihnachten“ ruft, ist das Fest an sich dann völlig unbedeutend. Ein Tag wie jeder andere. Am 23.12. ist hier in Japan Feiertag, denn es ist der Geburtstag des Kaisers, aber das ist dann bis Neujahr auch alles. Weder Heiligabend noch Weihnachten sind irgendwie geschützt/wichtig/besonders. Die meisten Leute gehen zu KFC an Heiligabend. Kein Mensch weiß, woher dieser „Brauch“ kommt, aber ich bin gespannt, ob wir das am 24. beobachten können. Bei einem Anteil von 2% Christen oder so im Land, macht es natürlich Sinn, dass Weihnachten selbst nicht „gefeiert“ wird, aber komisch ist es für mich trotzdem. Ich habe das Gefühl, dass hier alle also auf den Dekoaspekt von Weihnachten steil gehen. Das ist für mich doch immer wieder schwierig hintereinander zu bekommen. Ein Kaufhaus im Bahnhof Hakata hat dieses Jahr eine Weihnachtswerbekampagne mit einem Roboter im Weihnachtsfrau-Kostüm mit dem Slogan „Ultimate X-Mas“…. Mir sind die Hintergründe vollkommen klar, aber der Advent ist für mich eben die Zeit vor Weihnachten, die klimatisch auf diese 2 ½ Tage Familie und sonst nichts hinarbeiten. In Deutschland stirbt da ja alles aus. Ich bin gespannt, wie Andreas und ich das wahrnehmen werden. Insbesondere im Vergleich mit dem Neujahrsfest, dass ja hier eher den Familienfeier-des-Jahres-Zuschlag bekommt.

Leuchten tun japanische Innenstädte übrigens immer – zur Adventszeit wird es nur noch ein bisschen mehr^^

Eine weitere Fragen zielt auf die Schule ab: Mein erstes Drittel ist vorbei!! Oh mein Gott!! Es ist so krass. Als ich am Freitag nach der Manga-Klasse nach Hause gefahren bin, fühlte sich alles nach normalem Wochenende an, aber de facto hat meine Klasse sich aufgelöst, da meine beiden Mitschülerinnen der letzten drei Wochen nun wieder in ihre Heimatländer geflogen sind und ich ja erstmal im Urlaub bin. Im neuen Jahr geht’s dann also komplett neu los.
Mal zu den technischen Daten: Bei GenkiJACS wird für die Grundstufe mit „Genki – An integrated course for Japanese“ gearbeitet. Ich wurde im Oktober im ersten der beiden Bücher in Kapitel 11 eingestuft. Insgesamt sind es 23 Kapitel und wir sind jetzt in Kapitel 21. Allerdings haben wir auch zwei Kapitel übersprungen, die erst hinterher kommen. Wir haben also neun Kapitel in zehn Wochen absolviert. Kanji sollte ich jetzt ca. 250 beherrschen, was aber noch nicht ganz der Wahrheit entspricht. Im Schnitt machen wir hier 16 Kanji pro Woche, sind also etwas langsamer als ihr an der Uni :]
Zur Zeit sieht es also so aus, dass ich Anfang/Mitte Feburar mit der Grundstufe abschließen werde und dann in die Mittelstufe komme. Dann werde ich auch anfangen, Extrastunden für die Testvorbereitung im Sommer zu absolvieren. Da kommen dann auch wie bei dir ein Mal pro Woche Aufsätze, die ich schreiben muss und die dann korrigiert werden. Ich denke, das ist sehr wichtig, bisher machen wir das leider noch gar nicht. Wenn ich mir die Ambitionen einiger Mitschüler ansehe, kann ich das auch durchaus nachvollziehen. Ich allerdings freue mich schon sehr darauf, auch wenn du mich noch genug schimpfen und fluchen hören wirst, wenn es erstmal so weit ist…
Ich selbst kann meine Fortschritte schlecht einschätzen. Ich weiß, dass ich viele neue Formen und Grammatiken gelernt habe, gefühlt übernehme ich aber nur einen Bruchteil davon in meine tägliche Kommunikation. Auch deswegen hoffe ich auf die Texte bald. Am Freitag hat mir ein japanischer Freund, den ich seit drei oder vier Wochen nicht mehr gesehen hatte, aber gesagt, dass sich meine Aussprache und Grammatik merklich verbessert hat, seit er mich zuletzt gesehen hatte. Darüber habe mich natürlich entsprechend gefreut 😀 Ich habe meine Lehrbücher natürlich mitgenommen und habe fest geplant ein oder zwei Tage auch einfach mal dafür zu nutzen, in Ruhe zu lernen, Stoff zu wiederholen und zusammen zu fassen. Wenn man sich da einmal dransetzt, dauert es ja dann in der Regel doch nicht so lange, wie man vorher befürchtet. Für das neue Jahr möchte ich dann unbedingt schauen, ob ich nicht doch nochmal einen festen Sprachtandempartner ausfindig machen kann. Ich habe schon mehrere Leute getroffen, die Deutsch lernen, aber die Anbahnung eines festen, regelmäßigen Treffens ist dann doch irgendwie schwierig.

Deine letzten Fragen beziehen sich auf Andreas und meine Reise hier in Japan. Bisher haben sich schon einige Ideen angesammelt. Da Andreas und ich nicht so die wilden Sightseer sind, gibt’s nicht so viele Ausflugziele wo wir hinwollen und es wird sich sicher auch einiges spontan entscheiden. Angepasst wie ich zum Teil auch schon bin an die lokalen Gepflogenheiten, habe ich vor allem Speisen, die ich gemeinsam mit ihm Essen möchte, nachgedacht. Ich habe gelesen, gehört und auch schon selber gemerkt, dass das sehr typisch für Inlandsreisende Japaner ist: Die Planen ihren Aufenthalt nach den Speisen, die sie essen wollen. In der Regel hat jede Region in Japan eine Handvoll Dinge für die sie berühmt ist: Fukuoka ist unter anderem bekannt für die Hakata-Seide, Hakata-Ramen, Erdbeeren und so lustiges Fleischspieße, deren Namen ich nicht kenne. In Hokkaido sind Shio-Butter-Ramen und Dschingis Kahn ganz große Favoriten. Beide Gerichte haben sicherlich auch damit zu tun, dass Hokkaido innerhalb Japans die Region mit der meisten Viehhaltung und Milchwirtschaft ist: Es gibt viel Butter (Butter-Ramen) und Schafe (Dschingis Kahn ist eine Art gebratenes Lammfleisch – ich werde berichten :)). Aber natürlich gibt es auch bekannte Fischsorten und wasweißdennichalles.
Außerdem möchte ich Udon, Soba, Takoyaki, Yakiniku, Shabu-shabu, Nabe, Sushi und noch ganz viele andere Sachen essen^^ Yummy!! In diesem Zusammenhang mal eine ganz dringende Bitte an alle Leser hier: Wenn ich wieder in Deutschland bin, und einen von euch Frage, ob er oder sie Lust hat, japanisch Essen zu gehen, werde ich mich nicht für meine Reaktion auf den Satz „Ach ne du, lass mal, roher Fisch ist nicht so meins.“ verantwortlich machen lassen…. Japanisches Essen hat sooooo viele Facetten, roher Fisch ist da der geringste Teil – ok? Ok. Danke.
Zurück zum Ferienprogramm: An Sehenswürdigkeiten habe ich bisher nur das Biermuseum in Sapporo, Onsen und mindestens ein Ainu-Dorf auf dem Plan. Andreas und ich werden sicherlich nochmal in Ruhe gemeinsam den Reiseführer wälzen.
Da wir in Sapporo in einer eigenen kleinen Ferienwohnung wohnen, habe ich mir von meiner お母さん (Okaasan – Gastmama) erklären lassen, wie ich Reis und Miso-Suppe koche. Das sind die wichtigsten Bestandteile eines japanischen Frühstücks :] Und ich habe auch schon gemerkt, dass ich mich schnell an den Reis gewöhnt habe. Wenn ich morgens aufstehe, möchte mein Magen in der Regel als erstes Mal eine Schüssel ご飯 (Gohan), sonst läuft gar nichts. お母さん hat heute morgen auch erstmal wieder den Vogel abgeschossen, was Nettigkeit und Niedlichkeit angeht. Mamas sind irgendwie doch überall auf der Welt gleich. Während in Deutschland Brot und Salz zum Einzug geschenkt werden, damit diese beiden wichtigsten Dinge niemals ausgehen, hat meine お母さん nach der Erklärung drei große Beutel voll rohen Reis in meinen Koffer gepackt!!!! Sie sind riesig! Und für zwei Wochen Verzehr für zwei Personen ausgelegt! Mir sind fast die Augen rausgefallen, als sie damit ankam. Sie meinte, Reis sei so schrecklich teuer, von dem Geld sollten wir lieber lecker Essen gehen. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich für die drei Wochen trotzdem noch Miete bezahle, denn ich hab ja immer noch Sachen im Zimmer. Auf jeden Fall war es meganiedlich und lieb! Der Typ am Gepäckscan hat glaube ich auch nicht schlecht gestaunt….
Generell muss ich hier einfach nochmal erzählen wie unglaublich toll und lieb meine Gastfamilie ist. Okaasan arbeitet als Arztassistentin und Otoosan als Altenpfleger. Soviel habe ich mittlerweile an gesicherten Informationen. Mit ihren drei Kindern, davon jedes in einer Schulstufe und Otoosan im Schichtdienst ist eigentlich immer was los. Meine Okaasan ist darüber hinaus, wie ich gestern rausgefunden habe, zertifizierte Lehrerin für Teezeremonien, Ikebana und (Das war der allergrößte Knülller!!) für japanische Gebärdensprache!!!!!!!!! Für nächstes Jahr hat sie mir nun versprochen, dass wir mal gemeinsam eine Teezeremonie machen und über die Nummer mit der Gebärdensprache haben wir uns natürlich ziemlich lange unterhalten. Ich konnte ihr noch einige interessante Dinge aus der deutschen Gebärdensprache erzählen und kann jetzt in japanischer Gebärdensprache sagen „Mein Name ist Claudia“ und „Fukuoka“ – Obwohl ich wahrscheinlich ein paar Probleme mit dem Alphabet bekomme, denn das ist prinzipiell dann doch anders. Zum Flughafen haben sie mich dann heute auch noch überraschend gebracht und ich glaube die Kinder haben so ganz langsam verstanden, dass sie mit mir auch gerne Englisch üben können. Mal schauen, was das neue Jahr da so bringt. In jedem Fall bin ich nach zehn Wochen (!) überzeugt, mit meine Gastfamilie den totalen Glücksgriff gemacht zu haben :] Ich fühle mich sehr heimisch dort.

So. Mein Boarding fängt gleich an und das war jetzt nur die Antwort auf deine eine Mail. Ich hoffe, dass ich in Sapporo auch ein bisschen Zeit finde, um abzuschalten und vielleicht mal durch die vielen Bilder zu schauen, die sich angesammelt haben auf meinem Handy und die ich oft mit einer ganz bestimmten Person zu Hause im Hinterkopf geschossen habe. Dementsprechend drängen diese Bilder an die Öffentlichkeit. Sie wollen gesehen werden!
Themen sind unter anderem: Japanische Burgen, Rainbow Pride Parade Fukuoka, Kanada in Fukuoka, interessante Einkaufsfunde, Lichterfestivals, Erbauung großer Holzbuddhas, japanische Gärten, Socken, Hochzeitsgeschenke, Lacrosse, Wolle, Gummibärchen, Türen und Dampfnudeln. Gibt es Präferenzen im werten Publikum?

Liebe Grüße vom 福岡空港

Claudia

P.S.: Das mit dem Skypen letzte Woche tut mir total Leid >.< Andreas und ich haben uns vorgenommen, dass es ein nächstes Mal geben wird und das nächstes Mal besser wird :] やくそく!

1. Advent

Hallo zusammen,

Einen fröhlichen ersten Adventssonntag wünsche ich euch allen :]
Mein Schreibtisch sieht zur Zeit so aus:

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Ich gebe zu, das Bild ist von gestern, denn heute (Sonntag) bin ich von früh bis spät mit Claudia in Kumamoto.
Keine Sorge, ich habe keine weitere Persönlichkeit entwickelt. Claudia kommt aus der Schweiz und lernt Japanisch (Überraschung…). Sie ist meine Klassenkameradin, was regelmäßig zu verwirrten Lehrern und lustigen Szenen im Unterricht führt – „Claudia, lies bitte das Beispiel vor.“ – „Welche von uns?“ – „Äh – die rote!“
Es ist sehr schwierig, den Leckereien zu wiederstehen, die ihr mir lieberweise habt zukommen lassen. Danke!! Ich hab mich so gefreut, als das Päckchen am Dienstagabend da so im Wohnzimmer stand und rief „öffne mich, öffne mich!“. Die Nussküsschen und Butterplätzchen stehen auch bei meiner Gastfamilie hoch im Kurs 😀
Daneben seht ihr die englische und die japanische Ausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen, was meine neuestes „Ich lerne Japanisch auch außerhalb der Schule“-Projekt ist, hinter der Plätzchentüte ist die Uhr mit deutscher Zeit erahnbar und daneben: Meine Adventskalender :DDD Plural unso.
Ich habe von der Sam eine süße Karte mit Nikoläusen (?) bekommen und bin schon ganz gespannt, was sich dahinter so verbergen wird und außerdem zusammen mit den Weihnachtsleckereien eine Briefsammlung von meinem Mann. Super, oder? Ich freue mich schon auf Dienstag 😀

Insgesamt kommt hier mittlerweile Weihnachtsstimmung auf: Die Temperaturen sind diese Woche auf lausige, widerliche, arktische 7-12°C gefallen. Es ist unglaublich. Es ist ein skandalös. Es ist kalt. Bah.
Nach einem sonnig-warmen Oktober und einem angenehm gemütlichen November bin ich wettertechnisch verwöhnt und verdorben und bibbere tapfer mit den anderen mit. Praktisch veranlagt wie ich bin waren in den letzten Tagen meine beiden größten Errungenschaften, herauszufinden, wie die Klimaanlagen in der Schule und bei mir zu Hause funktionieren. Jetzt kann ich alles schön warm machen^^
Die Japaner haben außerdem einen Faible für Weihnachtsbeleuchtung. Hier leuchtet alles. Die Bäume werden am Stamm und in den Ästen beleuchtet und nicht wie bei uns in der Krone. Das sieht zwar sehr hübsch aus, ist aber zumindest am Bahnhof Hakata zusammen mit der Decken-, Ballustraden-, Busch-, Weihnachtsmarkt- und Hängebeleuchtung einfach etwas… viel.

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So alleine im Park ist es aber doch ganz hübsch, nicht wahr?
Mit vorweihnachtliche Grüßen,

Claudia

Apfelpfannkuchenekstase

Lieber Papa,

Wie heißt es so schön? Die einfachsten Rezepte sind immer noch die besten.
Letzten Samstag war ich am Samstagmittag alleine hier zu Hause und hatte Hunger. Also habe ich kurzerhand Apfelpfannkuchen gemacht. Nach drei dicken Dingern war mein Magen VOLL. Abends habe ich meiner Gastmama davon erzählt und eine total geschockte Reaktion erhalten.
Gastmama: „Apfelpfannkuchen? Was ist das? Davon habe ich noch nie gehört!“
Ich: „…?!?! – Wie jetzt??? Ok, nächstes Mal mache ich euch auch welche…. Kann ja nicht angehen!“
Gastmama: „Ja, gerne, das will ich unbedingt probieren! Wir macht man das denn? Das klingt megaaufwendig.“
Ich: „Nein. Ist es nicht. Ich mach‘ euch welche.“

Diesen Samstag habe ich also wieder welche gemacht und den zweiten und hübschesten hat meine Gastmama bekommen. Und ist völlig ausgerastet. Das sei ja total lecker und ob das wirklich nicht kompliziert sei und überhaupt… Und dann hat sie noch Zimt-und-Zucker aus einem Körbchen gezaubert! Der Rest der Familie hat auch probiert und alle waren schwer begeistert von diesem extrem komplizierten, exotischen Gericht. Regelrechte Apfelpfannkuchenektase.

Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Da haben mich meine Japaner echt eiskalt erwischt. Ich war platt.

Huch!

Liebe Christiane,

Neulich habe ich nicht schlecht gestaunt, als meine Gastmama den Tisch gedeckt hatte und mir da doch etwas bekannt vorkam:

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Du fragst dich, was von den gezeigten Sachen mich bitteschön an dich hat denken lassen? Na, der Teller 😀

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Die Qualitätsware von Villeroy und Boch hat es bis nach Japan geschafft und das hübsche Orangen-Dekor hat mich an manch gemütlichen Besuch in Menden erinnert. Da hat mir die heimische Küche dann doch ein bisschen gefehlt. Vielleicht muss ich hier demnächst doch noch mal stehen und Spätzle schaben. Wahrscheinlich nimmt meine Gastfamilie dann eintritt, damit die Nachbarn sich das Spaktakel anschauen können, denn sowas hat man hier garantiert noch nicht gesehen.