Konditorei あおば Est. 2000

Lieber Peter,

Erinnerst du dich an die „Konditorei“ direkt hier bei meiner Gastfamilie um die Ecke, die ich am Anfang mal kurz erwähnt habe? Natürlich war ich mittlerweile mal drin und habe was gekauft. Dabei musste ich an unseren Besuch beim Schweizer letztes Jahr denken. Das Törtchen, das ich ausgewählt habe, war nämlich aus Maronen, mit einer Füllung innen, die ich leider nicht identifizieren konnte. War aber lecker. Ich habe schon viele Süßigkeiten hier mit Maronengeschmack gesehen. Gerade bei Cremetörtchen scheint das ziemlich beliebt zu sein. Damit du einen Eindruck vom Angebot eines japanischen Bäckerladens bekommst, hier auch zwei Fotos:

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Man sieht, dass es mit Brot hier nicht weit her ist. In der Regel bekommt man in Bäckereien hier vor allem Torten und Törtchen. Torten sind dabei standardmäßig kleiner als in Deutschland. Ich würde schätzen, dass 16cm bis 20cm durchmesser der Standard sind. Der Großteil wird aber eh als einzelnen Teilchen verkauft. Alles was süß und hübsch ist, geht. Jedes kleine Törtchen ist hübsch anzusehen, ob alle auch so gut schmecken, werde ich dann mal ausprobieren.

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Die süßen Brötchen und die Plätzchen auf der Fensterbank, die leider nirgends zu sehen sind, sind das am wenigsten verzierte Backwerk. Die Kekse waren auch sehr lecker, mit ca. 3€ pro Tütchen (ca. 8 Kekse) dann aber doch SEHR teuer.

Soviel also zum Backwarenangebot um die Ecke. Das Thema bleibt natürlich auf meiner Liste :]

うるさい。。。

Liebe Anne,

Vor einigen Tagen ist mir aufgefallen, dass ich mir gut vorstellen kann, dass du dich hier in Japan ziemlich wohl fühlen könntest. Ich kenne deine Reisvorlieben zwar nicht so genau, aber es gibt vier Dinge, die ich bisher in Japan bemerkt habe, die dir eine Reise hier ziemlich leicht machen dürften:
1. Markierungen auf dem Boden.
Als ich das erste mal in Dortmund auf dem Unicampus rumgelaufen bin, habe ich mich ja immer gefragt, warum diese komischen Riffel im Boden Sinn. Nach einer Weile ist mir dann aufgegangen, dass das alles Wege zwischen Gebäuden und ähnliches sind und die Rücksprache mit Papa hat mir bestätigt: Das sind Markierungen für Blinde und Sehbehinderte Menschen. Und die gibt es hier in Fukuoka massenhaft. An jeder Hauptstraße, in den Bahnhöfen, sobald es einen Bürgersteig gibt, gibt es oft auch diese Streifen. Wie heißen die eigentlich „richtig“?
2. Die Ampeln hier sind laut!
Sehr sehr viele Ampeln in Japan sind laut! Es gibt ein deutlich hörbares Zeichen, sobald grün ist. Auf vielen Kreuzungen werden alle Ampeln gleichzeitig grün und zu diesem Zeitpunkt ist für alle Autos rot, wenn allerdings zwei verschiedene Grünphasen für Haupt- und Querrichtung existieren, dann gibt es tatsächlich auch zwei verschiedene Töne! Einer klingt ein bisschen wie Vogelzwitschern, aber auf jeden Fall sind die beiden gut zu unterscheiden. Das Signal ist auch nicht, wie ich es in Deutschland oft kenne, sehr leise oder so, sondern immer gut zu hören. Auch die sehenden Menschen verlassen sich zum Teil darauf, wie ich gemerkt habe, denn viele sind von ihren Handys abgelenkt, während sie laufen. Da diese Ampelbeschallung der für mich deutlichste Unterschied ist, stammt daher auch die Überschrift dieses Eintrags. うるさい (u-ru-sa-i) bedeutet „laut“.
3. Beschriftungen an Geländern.
An Geländern von U-Bahn-Stationen und Bahnhöfen habe ich schon ein paar mal Hinweise zu Richtungen in Braille gefunden.
4. Assistenz an Bahnhöfen.
Auch in Japan scheint es den Service zu geben, dass Menschen mit Behinderung vom Bahnpersonal wenn gewünscht zum Zug gebracht werden. Ich habe das hier bereits mit Blinden und Rollstuhlfahrenden gesehen. Da der Service in Japan allgemein nur als sehr gut und zuvorkommend bezeichnet werden kann, kann ich mir auch vorstellen, dass die Abwicklung recht reibungslos klappt, wenn man sich einmal verständlich gemacht hat.
So, nach diesen Eindrücken hoffe ich, dir Japan als Reiseland empfehlen zu können :]
Eine Frage habe ich an dich aber auch noch: Wie ist das mit dem Braille?
Ich weiß, dass die Japaner ein eigenes Braillesystem haben, zumindest behauptet Wikipedia das und ich glaube ihm^^ Kannst du mit deiner Braillezeile nun die japanischen Zeichen in meinem Eintrag lesen? Also kann deine Braillezeile die verarbeiten oder ist da eine Lücke? Da ich davon ausgehe, dass du kein japanisches Braille kannst, so wie die meisten meiner Leser die japanischen Zeichen nicht lesen können, würde mich das interessieren.

Japanische Gärten

Liebe Mama,

Auf deine Frage nach den stets mit bedacht angelegten und minutiös gepflegten japanischen Gärten, schicke ich dir drei Ansichten längs des Gartens meiner Gastfamilie, aufgenommen von meinem Balkon aus.

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Wie du siehst, hält das Klischee der Überprüfung nur bedingt statt. Ich reiche dir bei Gelegenheit gerne Fotos von hübschen japanischen Parkanlagen nach, aber natürlich ist nicht jeder Japaner dem Gartenbau mit Leib und Seele verpflichtet, zumal die Gärten wie man sieht auch recht kompakt sind. Als Aufenthaltsort kommen sie, so wie ich das verstanden habe, auch nicht wirklich in Frage, die Gartennutzungskultur unterscheidet sich also doch in einigen grundlegenden Punkten. Sollte ich dazu an einem Punkt meines Aufenthaltes noch mehr erfahren, werde ich dir natürlich gerne berichten.

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Liebe Kathrin,

Wie sieht’s aus – wollen wir nicht mal eine standortverlagerte Ausbildung in Japan machen?
Strommasten, an denen man üben kann, gibt es hier genug.

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Man sieht es auf diesem Bild nicht ganz so gut, aber da sind eine MENGE Kabel, mit denen Uli und der FmTrupp garantiert eine ganze Menge anstellen können. Und das Wetter ist derzeit noch so mild, dass man nur einen Schal gegen den Wind aber keine Jacke braucht. Das wär‘ doch mal was, oder?

Englisch sprechende Japaner

Liebe Maike,

Häufig habe ich in Reiseberichten gelesen, dass Japaner auch dann versuchen vehement ein fürchterliches Englisch zu sprechen, wenn man sich ihnen japanisch sprechend nähert. So nach dem Motto „Ausländer können unsere Sprache eh nicht, also bringe ich meine drei Brocken Englisch an“. Ich weiß nicht, wie stark sich das evtl. regional unterscheidet (Stadt/Land; West/Ost) aber ich kann diesen Eindruck bisher nicht bestätigen.
Ich habe bisher häufig auf dem Bahnsteig Leute gefragt, ob der Zug jetzt auch wirklich in die Richtung bzw. zu der Station fährt, an die ich muss. Auf japanisch. Und mir wurde erfreut auf japanisch geantwortet. Ging reibungslos.

すみません、この電車は香椎駅に行きますか?
はい、行きます。
Entschuldigung, fährt dieser Zug nach Kashii?
Ja, tut er.

Funktioniert super. Und ich hatte immer den Eindruck, dass die Leute sich freuen oder auch sehr erleichtert sind, dass ich sie in offensichtlich verständlichem japanisch anspreche und sie NICHT auf ihre wie auch immer gearteten Englischkenntnisse zurückgreifen müssen.
Beim Sprachunterricht gilt also: がんばって! Es lohnt sich ;]
Abgesehen fühlt es sich ziemlich gut an, wenn wildfremde Menschen einen in der Fremdsprache, die man lernt, auch wirklich verstehen 😀 Das macht glücklich und motiviert.

Klischees

Lieber Bernhard,

Im Juli saßen wir beim Italiener und du hast gesagt, es würde dich interessieren, welche Klischees über Japaner ich bestätigen bzw. dementieren kann.
Zum Auftakt zwei Bestätigungen:
Diese High-Tech-Klos sind irre. Ich kann dir natürlich immer noch nicht sagen, ob alle Japaner so ein Ding haben oder nicht, aber meine Familie hat eins und ich konnte bereits entziffern, dass es vier verschiedene Waschfunktionen (Davon heißt eine Bidet – gibt’s in normaler Stärke und „soft“ – gar nicht so dumm, einfach beides zu kombinieren) und eine beheizte Klobrille gibt, sowie drei statt der bei uns üblichen Spülstärken beim Abdrücken. Mal schauen, was ich noch rausfinde.
Am Flughafen gab’s nur „normale“ Toiletten: Einmal so wie wir sie üblicherweise haben und einmal als Bodenversion. Quasi ein etwas vornehmes Loch. Der unangenehme Geruch öffentlicher Toiletten war auch nicht anders als zu Hause, obwohl sonst sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich viel mit Raumduft gearbeitet. Mal mehr mal weniger angenehm.
Soweit für’s Erste.

Gibt’s bestimmte Sachen, die dich interessieren? (Oder jemand anderen? Schreibt mir, vielleicht nehme ich euren Suchauftrag an 😉

Liebe Grüße

Claudia

Reisen bildet.

Liebe Sam,

ich bin gut in Japan gelandet. Selbst als am Freitagmorgen das Auto in Hamminkeln mit Motorschaden liegen geblieben ist, war aufgrund unseres großzügig berechneten Zeitpuffers dieses Ziel auch nie gefährdet. Frag meinen Mann oder meinen Papa nach Einzelheiten, die wissen auch noch interessantes von ihrer Rückreise zu berichten^^.
Mein erster Eindruck von Japan? Fürchterlich.
Also der allererste war erstmal der, den man auf allen Flughäfen bei der Ankunft hat: Die Ankunftshallen sind im Vergleich zum Abflugbereich immer irgendwie gruselig ruhig und still. Nachdem meine Gastmama (= Okaasan – お母さん) und -schwester (heißt Muki) mich am Flughafen eingesammelt haben und ich zu Hause in Ruhe auspacken konnte, schlug allerdings der Jetlag ordentlich zu. Als ich abends um sieben endlich im Bett war, war mein jetlagiges, schmerzendes Gehirn von den vielen neuen Eindrücken total überfordert. Und da ich mit Okaasan diverse Kinder zu diversen Orten gefahren habe, gab es VIELE Eindrücke.
Nach elf satten Stunden Schlaf und jeder Menge leckerem japanischen Essen sieht die Welt heute schon ganz anders aus.
Ich war auf eigene Faust in Fukuoka – Da die Sonntagsruhe hier eine untergeordnete Rolle spielt, haben sehr viele Geschäfte auch heute geöffnet und außerdem war es mir wichtig, meinen Schulweg schonmal zurück zu legen. Nachdem ich das erfolgreich gemacht habe (Knappe Stunde. Aber eben mit Gesuche. Mal schauen, wie’s morgen läuft.), habe ich die beiden zentralen Stadtteile Hakata 博多 und Tenjin 天神 durchlaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das war lohnenswert aber auch anstrengend. Auch heute Abend werde ich wieder sehr gut schlafen^^
Ich hab mit der Kamera auch Bilder gemacht! Erstens vom Tenjinpark 天神公園, wo ich nach der Hälfte des Weges erstmal ne halbe Stunde Pause gemacht habe, meine Rosinenbrötchen weggezogen und den beiden Mädels unter den Bäumen rechts im Bild beim Tanzen üben zugeguckt habe.

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Zweitens vom Cafe, in dem ich Mittag gegessen habe. Es hieß „Biblioteque“ und zwar, weil es kombiniert: Cafe und Buchladen. Du siehst, auch japanische Buchläden verkaufen nicht nur Bücher. Ich habe hier mein erstes Souvenir für zu Hause erstanden, aber ich kann nicht verraten, was es ist, denn Papa liest ja evtl. mit und für den ist es^^

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Nun bin ich wieder zu Hause und werde noch ein bisschen lernen.
Ich freue mich total auf die Schule morgen. Ich habe so viele Dinge gelesen, die ich noch nicht verstehe und verstehen können will und mit einigen Leuten gesprochen, aber nicht alles verstanden, was sie gesagt haben – Das motiviert! Ich glaube zum letzten Mal so auf den Schulbeginn gefreut habe ich mich als I-Männchen.
Noch ein letztes Bild vom Nachbargebäude bzw. dem Schild davor:

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Ich hab ja so gelacht 😀 Bisher war ich noch nicht dort und es gibt wohl nur Kuchen, kein Brot, aber bei Gelegenheit werde ich da auf jeden Fall reinschauen und berichten.

Liebe Grüße

Claudia