Noch einmal Sonntag, bitte!

So.
Wo war ich noch gleich? Richtig. Im Bus in Richtung Ohoripark. Lustiges an dieser Busfahrt: Ich dachte, ich sei im richtigen Bus, war aber im falschen, der mich im Endeffekt näher an meinen Zielort gebracht hat, als ich dachte. Manchmal muss man auch einfach Glück haben.
Da ich eine Station früher ausgestiegen bin, habe ich einen Umweg über ein Schreingelände gemacht, das vielversprechend aussah, dann aber ziemlich weit und langweilig – dafür aber barrierefrei – war:
So.
Where was I? Right. On the bus going to Ohori park. Funny thing about this bus tour: I thought I had entered the right bus, was on the wrong one, which in the end dropped me nearer to my destination than I had thought. Sometimes all you need is some luck. Since I got off a stop early, I made a detour via a shrine ground, which looked promising, but was soon revealed as quite wide and boring – but barrier free:
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Viel interessanter war die Straße, die nach dem Schreingelände kam und durch die ich ohne Abstecher dorthin gar nicht gelaufen wäre.
More interesting was the street, which I entered after leaving the shrine grounds and which I wouldn’t have seen, had it not been for the detour.
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Das ganz rechte Haus im ersten Bild war nur unwesentlich größer, als das kleine blaue in den Fotos vom letzten Sonntag. Die ganze Straße lang gab es immer wieder diese kleinen Seitenstraßen, mit Blumenkübeln davor und auch wenn man sah, dass die Häuser schon älter sind, waren sie ziemlich gut in Schuss gehalten. Wenn ich mir innerhalb der Stadtgrenzen von Fukuoka einen Ort zum leben aussuchen müsste, dann wäre es ganz sicher in dieser Straße. Sie liegt ziemlich zentral, aber durch die vielen Parks drumrum einigermaßen ruhig. Es gibt auch unzählige Cafes. Eines davon hatte auch einen ganz besonderen Namen. Ich sehe mich schon, wie ich die nächste Person, die mich zu sehr aufregt, als „Sohn (oder Tochter) eines Butterbrotes“ beschimpfe…. 😀
The house to far right of the first picture was not much bigger than the small blue on in the photos of last sunday’s trip. The whole street had these small side streets with flowers in front of it and even though one could easily see that these houses were somewhat old, they were obviously well maintained. If I had to choose someplace to live in the boundaries of the city of Fukuoka, it would certainly be this street. It’s central, although quiet due to the many parks around it. There’s also numerous cafes. One of them had a pretty special name. I can totally see myself, shouting „Son (or daughter) of a sandwich“ at the next person who riles me up too much…. 😀
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Ein anderes Cafe hatte sperrangelweit geöffnete Türen und eine Gruppe mittelalter Damen stand schwatzend über ein paar Schüsseln, offensichtlich gerade im Begriff Marmelade einzumachen. Das sah nach guter Nachbarschaft aus. Die Zutaten könnten sie evtl. direkt am Wegesrand gefunden haben, denn weiter die Straße runter war die gesamte Rabatte ein riesiges Gemüsebeet. Mit Tomaten und allem!
Another cafe had its doors and windows wide open, a group of middle-aged ladies standing there chatting over some bowls, obviously in the act of cooking jam. It looked like good neighbourhood to me. They might have picked the ingredients just down the street, since the whole green bed next to the street was one big vegetable field. With tomatos and everything!
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Dann war ich auch endlich im Ohoripark angekommen. Das ist der größte Park in der Innenstadt von Fukuoka und nach meiner persönlichen, unbestätigten Schätzung ist er vor allem deswegen so groß, weil es am Westende einen riesigen See gibt, der vielleicht 40% er Gesamtparkfläche einnimmt. Die Strecke, die außenrum zum Joggen einlädt ist jedenfalls ziemlich genau 2km lang – das zeigen Markierungen, die dort am Boden angebracht sind.
Besonders interessant fand ich ja, dass man auch in Japan zwar noch nicht rausgefunden hat, wie man über’s Wasser läuft, aber auf jeden Fall, wie man darauf Fahrrad fahren kann (zweites Bild, rechts, leuchtend gelb!)
After this I finally arrived a ohori park. It’s the biggest park in Fukuoka’s city centre and in my personal, unvalidated estimate that’s mainly due to the big lake at its west end, which maybe takes up 40% of the complete park area. The path around it, which is inviting joggers is pretty exactly 2km – that’s what the ground marks say anyway.
I found it especially interesting that even in Japan they didn’t find out how to walk on water, but at least how to cycle on it (second picture, right side, bright yellow!)
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Angekommen am eigentlichen Ziel, dem 日本庭園 (‚Nihonteh-en‘), bezahlt man 190 Yen Eintritt und findet sich in einem recht großen, ebenfalls von Teichlandschaft dominierten japanischen Landschaftsgarten wieder. Offensichtlich ist der Park auch bei Hochzeitspaaren bekannt und beliebt, habe ich doch zwei davon rumlaufen sehen. Mit Fotograf, Assistent und allem, was dazu gehört. Insbesondere wenn man die Dame in weiß ansieht, die im ersten Bild versteckt hinter den Bäumen ist, hatte ich den Eindruck, dass das alles andere als bequem war. Der Kimono, den sie trug erlaubte ihr nur sehr kleine Schritte und hatte mehrere, gepolsterte (!) Obergewänder. Und das bei zu dem Zeitpunkt bereits 25° im Schatten und mehr…. Das Pärchen auf dem zweiten Foto sieht da schon glücklicher aus, aber vielleicht hatten die da grade erst angefangen. Der Fotograf hatte auf jeden Fall Spaß :]
Arriving at the originally intended destination, 日本庭園 (‚Nihonteh-en‘), you pay 190 Yen entrance fee and find yourself in a pretty big, again lake dominated Japanese landscape garden. Obviously the garden is also pretty popular with wedding couples, since I have seen two of some strolling around, including photographer, assistant and everything that comes with it. Especially looking at the lady in white, who is hidden by some trees in the first picture, my impression was, is was everything but comfortable. The kimono she wore only allowed her to do very small steps and had several, padded (!) overcoats. By then it was already 25° and rising…. The couple in the second picture looks a bit happier, but maybe they were just getting started. Anyway the photgrapher obviously had a good time :]
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Der Garten selbst wird wie bereits erwähnt von einer großen Seenlandschaft dominiert, zu der der Rundgang vorbei am auch hier vorhandenen Teehaus führt. Das Foto nach dem Teehaus-Foto ist der Blick, den man dort aus hat. Ich würde sagen, bei der Aussicht lässt sich eine Tasse Tee entspannt genießen, oder?
Der große Reiher, der am Ufer und später im See rumstakste, war sehr beeindruckend, auch wenn ich mich frage, ob so ein dicker Koi nicht ein bisschen viel für so einen schlanken, doch recht grazil wirkenden Reiher ist… Erwähnenswerte Fauna im Garten waren außerdem ganz viele hübsche Libellen (Foto mit der kleinen Holzbrücke!) und eine ziemlich große Krähe, die wohl dachte sie könnte was von meinem Brot abhaben.
As mentioned above, the garden itself is dominated by a lake landscape. The round course leads you towards it, passing by another tea house. The photo after that of the actual building is the view you would have from there. I’d say that’s a scenery with which you can easily enjoy a cup of tea.
The big heron, which stalked the shore and later the lake itself, was quite impressive, although I wonder whether such a big koi isn’t a bit much for such a slender, seemingly quite delicate heron… Other noteworthy fauna of the garden include loads and loads of dragonflies (Photo of the wooden bridge!) and I huge crow, which apparently thought she could steal some of my bread.
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Hinter dem lustig abgeschnittenen Fels kann man bereits das Dach eines kleinen Pavillons sehen, an dem ich mich dann eine ganze Weile niedergelassen habe, um die Landschaft zu betrachten, nachzudenken und Vokabeln zu lernen. Einen viel hübscheren Ort zum Lernen kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Sehr entspannend.
Just behind the funnily cut off rock you can see the roof of a small pavillon, under which I sat down for a while, enjoyed the landscape, did some thinking and studied vocab. I honestly can’t imagine a much prettier place to study. Very relaxing.
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Bis zum Mittag habe ich im Garten verweilt, um dann mit der U-Bahn wieder zurück ins Zentrum nach Tenjin zu fahren. Dort war ich eine Weile einkaufen und anschließend gab es einen fünfstündigen Karaoke-Marathon, denn einer meiner Langzeitschulkollegen hatte seinen letzten Tag und hatte eingeladen. Da wir insgesamt zehn Leute waren, musste auch niemand fünf Stunden durchsingen, alle sind mit intakten Stimmbändern aus der Nummer rausgekommen ;] Nachdem wir den Abend dann an einem der fahrbahren Yatai-Imbissstände in der Gegend beschlossen hatten, bin ich dann um kurz nach Mitternacht völlig fertig aber glücklich zu Hause ins Bett gefallen. Montag morgen hätte ich gerne noch einmal Sonntag gehabt. Nur zum Schlafen.
Until noon I lingered in the garden, only to take back the subway to the Tenjin centre. I went shopping there for a while and afterwards there was a five hour karaoke marathon, since one of my long term school buddies had his last day and invited everybody. Since we were ten people in total, nobody had to sing non stop, everybody came out with their vocal chords intact ;] After we finished the evening at one of the movable yatai food stalls, I fell into my bed shortly after midnight, completly done but happy.
On monday morning, though, I would have loved to have another sunday. Just to sleep.

Wasserxylophone sprechen kein Japanisch.

Ihr Lieben,
am gestrigen Sonntag war ich wieder unterwegs und habe gaaaanz viele Fotos gemacht. Das ganze einen Sonntags- spaziergang zu nennen fällt mir schwer, denn ich bin in der Innenstadt von Fukuoka mehrmals hin und her gedüst. Und in die Innenstadt musste ich ja auch erstmal kommen.
Am Bahnhof gab es bereits das erste fotowürdige Motiv:
Hi there,
yesterday (sunday) I went on a trip again and made loooooots of photos. I can’t really call the whole thing a sunday stroll because I went back and forth in Fukuoka’s city centre a couple of times. And I had to get there in the first place as well.
At the station I found the first thing worth photographing:
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Dieses Riesending steht neuerdings vor dem Bahnhof Hakata. Ich habe die Beschreibung nicht gelesen, aber wenn ich richtig informiert bin, ist das ein Umzugs“wagen“ für das größte Fest in Hakata, dass im Juli oder August stattfindet. Der Wagen wird von Menschen durch die Straßen getragen und stellt jedes Jahr andere Figuren aus der Mythologie oder der Geschichte Hakatas dar. Falls ihr mal nicht zu richtigen Zeit hier sein solltet: Das restliche Jahr über wird der letztjährige Wagen immer am Kushida Schrein ausgestellt :]
Dann ging es los zu meinem eigentlichen ersten Ziel, dem 楽水園(Rakusuien), zehn Minuten fußläufig vom Bahnhof Hakata. Um ziemlich genau 9 Uhr, also zur Öffnungszeit, stand ich davor:
This huge thing is standing in front of Hakata station nowadays. I didn’t read the description but as far as I now it is one of the festival „wagons“ for the biggest festival in Hakata, which takes place in July or August. The wagon is carried by people aroundthe neighbourhood and depicts different characters from mythology and Hakata’s history. If you are not around at the right time: The rest of the year the wagon is always showcased at Kushida Shrine :]
After this, I went to my first actual goal of the day, 楽水園(Rakusuien), about ten minutes by feet from Hakata station. At pretty exactly 9am, right for the opening, I arrived there:
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Der 楽水園(Rakusuien) ist ein kleiner aber feiner Garten, dessen Hauptattraktion sich im Boden versteckt. An einem kleinen Bassin in der Mitte des Gartens kann man das Wasser, mit dem man sich die Hände wäscht in den Boden fließen hören. Unter dem Becken ist nämlich eine große Kaverne, die das Geräusch verstärkt, sodass man oben das Gefühl hat, man hört einem Xylophon zu. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären, aber klingen tut’s toll!
Außerdem gibt es eine kleine Teichanlage mit obligatorisch hungrigen Koi, einem hübschen Wasserfall und diesen Bänken, deren Polster aus irgendeinem Grund immer knallrot ist und deswegen komplett aus dem Rahmen fällt….
楽水園(Rakusuien) is a small but nice garden, whose main attraction is hidden beneath the ground. At a small basin in the middle of the garden you can hear the water you can wash your hands with there flowing into the ground. Underneath there is a large cave, which amplifies the sounds so you get the impression of listening to a xylophone. It’s a bit hard to explain but it sounds great!
Apart from this, the garden features a small pond with the ever hungry koi, a nice water fall and these banks, whose covers are for some incomprehensible reason always this bright red, which completely destroys the mood….
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Außerdem gibt es noch ein Teehaus, in dem man für zusätzliche 300 Yen (Eintrittspreis waren 100 Yen) einen grünen Tee und ein paar Süßigkeiten bekommen kann. Nach vorheriger Reservierung werden auch komplette Teezeremonien angeboten. Dafür stehen verschieden große Räume zur Verfügung. Ich habe diese 300 Yen nicht bezahlt und trotzdem Tee bekommen. Tja…. Am Wochenende fand in Fukuoka ein internationales Treffen des Lions Club statt. Einer der Teilnehmer, ein älterer japanischer Herr aus Schizuoka-ken kam mit mir ins Gespräch und als die Mitarbeiterin des Gartens uns wortreich über die Räumlichkeiten informierte, hat er mich kurzerhand eingeladen. In diesem hübschen kleinen Raum im Teehaus gab’s also Matcha und japanische Süßigkeiten:
In addition there is a tea house, in which you can have some green tea with sweets for additional 300 Yen (entrance was 300 Yen). After prior reservation also tea ceremonies are offered here. Rooms of different sizes are available for that. I didn’t pay these 300 Yen but still got tea. Well…. This weekend, an international Lion’s Club meeting was held in Fukuoka. I found myself talking to one of the visitors, an elderly gentleman from shizuoka-ken, and as one of the garden’s employees explained about the facilities in detail, he spontaneously invited me. Thus, in this nice little room in the tea house I enjoyed some matcha and Japanese sweets:
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Kurz drauf bin ich dann an gleicher Stelle noch einer Dame aus Kamerun begegnet, die ebenfalls für den Lions Club in der Stadt war und mit zwei asiatischen Bekannten dort war. Aufgrund des babylonischen Sprachgewirrs – die Kameruner Damen sprach abwechselnd Französisch, Englisch und Deutsch mit mir – habe ich dann auch erstmal fünf Minuten lang auf die beiden Asiatinnen in japanisch eingeredet, bis die Jüngere mir etwas verwirrt auf englisch sagte, sie seien aus Korea. Fettnapf, wo bist du, ich will in dir baden >-< Peinlich!
Shortly after that I met a lady from Cameroon, who was in town for the Lion’s Club meeting as well together with two asian aquaintances. Thanks to the ongoing babel – the Cameroon lady switched between talking French, English and German with me – I spent about five minutes talking to the two Asian ladies in Japanese before the younger one told me a bit put off that they were Korean. In English >-< Embarassing!
Als nächstes ging es dann mit der Kamerunerin zusammen in den Bus einmal quer durch die Stadt zu meinem nächsten Ziel, dem 日本庭園 (‚Nihonteien‘). Aber das sind dann Fotos für einen anderen Tag….

Tödeliöh!

Next I took the bus together with the Cameroon lady clear across the city to the my next stop, 日本庭園 (‚Nihonteien‘). But that’s photos for another day….

Toodles!

Sonntagsspaziergang

Hallo zusammen,

Nach neun Monaten im Land fällt einem auf, dass man irgendwie noch einen Haufen Sachen machen wollte, nur man hatte dafür immer ja noch sooooo lange Zeit und hat sich nicht drum gekümmert. Deswegen gibt es neuerdings eine Liste für diese Dinge, die ich in meinen letzten drei Wochen (!!!) hier noch erledigen will.
Einen dieser Listenpunkte habe ich heute in Form eines gemütlichen Sonntagsspazierganges abgearbeitet. Ganz bei mir in der Nähe gibt es einen großen Schrein, an dem ich jeden morgen vorbei fahre und der so toll und wichtig ist, dass er sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel hat. Na dann muss das ja gut sein, dachte ich mir und bin hin.
Genau genommen handelt es sich bei Kashii-gu um eine ganze Anlage von Schreinen, deswegen gibt’s ganz viele Fotos auch von kleinen Schreinen.
Am Eingang sieht man schon, dass die gesamte Anlage ziemlich grün ist.
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Direkt vorne mitten im Teich, der einen begrüßt, gibt es dann auch schon das erste kleinen Schreinchen.
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Nach dem Haupttor links geht’s weiter.
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Ich hab nur bei einem der kleinen Schreine erkennen können wofür die sind, nämlich bei diesem:
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Der Linke ist definitiv ein Inari-Schrein, also für den Fuchsgott. Da stehen auch ganz viele kleine niedliche Porzellanfüchse davor. Der rechte ist laut Infotafel dem Hühnergott geweiht. Glaube ich. Auf jeden Fall interessant, dass sie so nebeneinander stehen.
Ich persönlich finde ja, dass Schreine irgendwann alle ziemlich ähnlich aussehen. Viel mehr fasziniert hat mich die Parkanlage auf dem Schreingelände und insbesondere zwei Bäume:
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Dieser hier ist ziemlich groß aber mittlerweile im Stamm hohl. Die Öffnung ist so groß, dass ich mich da locker hätte reinstellen können. Dass der noch steht…..
Noch eindrucksvoller finde ich aber dieses wunderschöne Exemplar:
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Dahinter gings dann zum Hauptschrein hoch – neben dem Eingang stand dieser Geselle:
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Ich fand ja besonders interessant, dass er dem Besucher den Rücken zukehrt.
Dann kam der Hauptschrein. Aus irgendeinem Grund hat meine Kamera aber das Bild davon verschluckt…. Doof das.
Hinter dem Hauptschrein gab es noch eine Anlage, von der ich zwar erstmal nicht verstanden habe, was es ist, aber egal. Hin.
Erstmal muss man vom Tempelgelände wieder runter, durch ein Wohngebiet:
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Dann am zweiten Reisfeld rechts.
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Und dann, tadaa:
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Kurz vor diesem kleinen Gelände gab es eine Infotafel, die auch auf englisch dem Besucher erklärt hat, dass es sich hierbei um eine Quelle handelt. Dem Wasser wird nachgesagt, dass es unsterblich machen soll, weil der erste Erbauer angeblich 300 Jahre alt geworden sein soll. Logik? Egal. Der nette Herr, der hier im Bild ganz hinten kniet hat mich dann auch prompt gefragt, ob ich einen Schluck möchte. Ganz verdutzt habe ich bejaht und nachdem er mir erklärt hatte, wie ich den Becher zu reinigen habe, habe ich eine ordentliche Tasse voll Wasser bekommen. Bei den gefühlten 30° Temperatur und 210% Luftfeuchtigkeit, die herrschten, war ich dafür sehr dankbar. Ich bezweifle zwar, dass ich jetzt unsterblich bin, aber gut getan hat’s auf jeden Fall. Und das Vermeiden von Dehydrierung ist ja irgendwie zumindest auch eine lebensverlängernde Maßnahme :]
Zurück zur Hauptanlage gab es noch eine Steinanordnung von der ich mich nicht sicher bin, wofür sie ist:
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In jedem Fall stand ich aber davor und dachte mir „Wenn ich das alles irgendwann problemlos lesen und verstehen kann, DANN werde ich die Frage ‚Können Sie japanisch?‘ endlich ohne zu zögern mit ‚Ja, kann ich!‘ beantworten können.“.
Neben dieser Steinkonstellation im hinteren Teil des Geländes gab es noch eine kleine Teichanlage, von dem aus man über einen Trampelpfad zu einem weiteren kleinen Schrein raufsteigen konnte. Diverse Schilder weisen drauf hin, dass man seinen Müll gefälligst selbst mit nach Hause nehmen soll und die Tiere im Teich nicht anfassen soll, auch wenn sie zu einem hin kommen….
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Über den Matschpfad hoch, der kleine Schrein:
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Das war dann aber auch der letzte. Zurück zum Eingang habe ich mich in die Pausenhalle gesetzt, wo es immer diese netten Tatamibänke gibt, Getränkeautomaten und eine freundliche ältere Dame, die ahnungslosen Ausländern sagt, dass man die Fächer in der Kiste gerne benutzen darf 😀 Mir Luft zufächelnd habe ich dann eine Weile den Imagefilm des Schreins angeschaut, der auf einem kleinen Bildschirm in Dauerschleife lief.
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Hat jemand mitgezählt? Ich glaube insgesamt waren es sieben Schreine, die ich gesehen habe. Nochmal ein schneller Blick auf die Übersichtstafel – japp, im großen und ganzen war’s das.
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Also jetzt nochmal wacker durch den (eisgekühlten….) Supermarkt und dann nach Hause lernen. In exakt zwei Wochen (12:30 Uhr JST) ist Prüfung!

Je schlürf, desto lecker

Erstmal der allgemeine Entwarnungshinweis: Mann und mir geht’s gut. Wir sind mittlerweile in Hiroshima angekommen und von Erdbeben ist weit und breit nichts zu spüren. Auch wenn die deutschen Medien das Thema mittlerweile schon wieder völlig vergessen haben, herrscht in der Präfektur Kumamoto weiterhin Ausnahmezustand, da zehntausende Menschen Obdachlos sind und es erhebliche Schäden an der Infrastruktur gibt. Die Hilfsarbeiten sind selbstverständlich umfänglich angelaufen. Einen interessanten Artikel zum Thema Erdbeben“stärke“ gibt es auf dem Blog von Herrn Reinhard Zöllner, der Professor an der Universität Bonn, Fachbereich Asienwissenschaften, ist und diese Sache mit „Stärke“, „Magnitude“ und „Intensität“ nochmal, auf Japan bezogen, kurz und leicht verständlich aufdröselt. Die deutschen Medien kommen dabei leider eher schlecht weg. Bitte hier entlang.

Aber zurück nach Hiroshima und Fukuoka. Wir haben in Fukuoka zwei schöne, wenn auch regnerische Tage verbracht, mit viel Museum gucken, Schrein gucken, Schule gucken und natürlich ganz viel leckerem Essen. Sowohl mein Mann als auch ich haben bezüglich des letzteren Themas mittlerweile gelernt, in den „Japan-Modus“ zu schalten. Sobald wir also japanischen Boden betreten oder japanische Nudelspeisen zu uns nehmen, hat unser Hirn eine eigene Abteilung, die sagt: „Schlürfen ist gut, bitte schlürf‘, schlürfen macht Spaß“. Das läuft dann in Dauerschleife, um die elterlichen Stimmen zu übertönen, die uns in jahrelanger Kleinarbeit mal beigebracht haben: „Schlürf nicht!“ und zumindest am Anfang immer verhindert haben, dass man es überhaupt versucht hat.

Nachdem ich mir das dann also nach einem erhellendes Gespräch mit meinem Gastvater angewöhnt habe, hat mein Mann am Freitag beim Familienabendessen dann auch direkt ein dickes Lob abgesahnt. Mein 13-jähriger Gastbruder meinte nach Beginn des Essens nämlich umgehend:

「ダナさんはツルツルが上手だね!」- „Danasan wa tsurutsuru ga dschoosu da nee!“ – Dein Mann ist sehr gut im Schlürfen!

Das ist doch mal ein echt japanisches Kompliment, oder? Ich habe mich mittlerweile auch mit einigen Chinesen unterhalten und sowohl die als auch mein Gastvater sind übereinstimmende Quellen für die Tatsache, dass Japan tatsächlich das einzige Land ist, in dem man das zu hören bekommt. Weltgewandte Japaner wissen das auch und können die Geräusche im Ausland schlichtweg abstellen.

Sollte ihr also nach meiner Rückkehr ungehobelte Geräusche von dem Platz her hören, an dem ich Nudeln eurer Wahl esse (aus irgendeinem Grund auch mit Stäbchen, die sich magisch in meinen Händen materialisiert haben), dann weist mich einfach nochmal kurz darauf hin, dass ich nicht mehr in Japan bin ;]

Erdbeben; was geht’n? *summ*

Ihr Lieben,

Heute war es soweit. Um 21:26 Uhr Ortszeit (14:26 Uhr bei euch) habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Erdbeben gespürt. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass ich voll verwirrt vor meinem Rechner saß und meinem Mann, mit dem ich justamente geskypt habe, verwirrt ins Ohr gemurmelt habe.
weltbester Mann: „… dann können wir uns da ja an der Bushaltestelle treffen und -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „- falls wir dann -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „Was’n?“
Ich: „Du, ich glaub, hier ist gerade Erdbeben.“
wbM: „???“
Ich: „Ja, hier wackelt’s irgendwie. … Du, ich ruf‘ dich gleich zurück, mir geht’s gut, aber ich will mal eben mit meiner Gastfamilie reden.“
wbM: „Ääh. Ok. Bis gleich.“
Soweit der erste Eindruck. Erst hat es sich angefühlt, als rauscht draußen ein Schwertransporter her, aber der Transporter fährt, und fährt, und fährt…. So wie der Käfer früher in der Werbung, nur schwerer…
Fakt ist: Es gab ein Beben der Stärke 7 in der Präfektur Kumamoto (südlich von mir), das hier in Fukuoka noch mit einer Stärke von 4 zu spüren war. Die 4 entspricht also dem Käferartigen Schwertransporter.
Im Laufe der folgenden 3/4 Stunde gabs dann immer wieder kleinere Nachbeben und 40 Minuten später nochmal ein etwas stärkeres Nachbeben (schwache 6 in Kumamoto). Jetzt fragt mich nicht, was genau diese Skalenzahlen bedeuten, das müsste ihr bei Wikipedia nachlesen, aber ich finde vermittelt einem ein Gefühl dafür, was hier noch so los war/ist. Dieses schwerere Nachbeben ist nämlich passiert, während ich diesen Eintrag hier geschrieben habe. Mittlerweile bin ich auch vom Schreibtisch unter’s Bett umgesiedelt. Kabel sind ja zum Glück lang und die Zimmer klein.
Warum unter’s Bett? Erste Regel beim Erdbeben (Für die Filmfans in der Leserschaft: Ja, man darf über Erdbeben reden, keine Sorge): Ruhe bewahren. Kopflosigkeit hilft niemandem.
Zweite Regel bei Erdbeben: Ab unter den nächsten Tisch, unter’s Bett oder sonst irgendein stabiles Möbel (Jetzt gerade gibt’s noch ein Nachbeben! Ich mag mein Bett!), dass euren Kopf schützt.
Wenn der erste große Stoß durch ist, greift Regel Nummer drei: Türen und Fenster als Fluchtmöglichkeit öffnen.
Regel vier: Im Zweifel ab nach draußen auf eine offene Fläche.
Nach draußen ist hier niemand gerannt, bei Stärke 4 scheint das noch ok zu sein. In jedem Fall werde ich jetzt aber mal zwischen zwei Beben nach unten tigern und mit meiner Gastfamilie reden. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich jetzt einfach schlafen sollte.
Euch sei auf jeden Fall erstmal versichert, dass es mir gut geht und hier nichts passiert ist, was euch übermäßig besorgen müsste. Zum Abschluss hab ich euch auch noch zwei Links rausgesucht, auf denen man ein bisschen was sehen kann, Karten und so:
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Zwar Japanisch, aber mit guter Karte und Auswahlmöglichkeit rechts in der Liste. Hilft auch, wenn man kein Japanisch kann und ist vor allem MEGAschnell. Die Infos sind schon fast Echtzeit.
Zweitens: USGS
Auf der Suche nach guten deutschsprachigen Quellen bin ich leider nicht fündig geworden, unter den englischsprachigen mache mir diese Seite den besten Eindruck. Das Beben, über das ich hier geschrieben habe, ist rechts in der Liste mit „2016-04-14 12:26:36 UTC 10.0 km deep, Japan“ findbar.

Liebe, unversehrte Grüße

Claudia

P.S.: Entschuldigt bitte evtl. Fehler und strukturelle Schwächen heute, ich hab einfach so runter geschrieben und bin dann jetzt auch weg :]

Es gibt nett und es gibt nett.

Lieber Peter,
Ich bin dir noch eine Antwort schuldig, wie ich hier gerade sehe. In deinem Kommentar zum Eintrag „Re.“ vom 24.02. fragst du nach dem scheinbar höheren Nettigkeitslevel in Japan.
Eine durchaus komplizierte Angelegenheit, wenn man sich etwas tiefergehend damit beschäftigt.
Um deinen Begriff aufzugreifen: Ich habe den Eindruck, dass das „vordergründige“ Nettigkeitslevel in Japan größer ist. In der Öffentlichkeit negative Gefühle aufkommen zu lassen, ist so undenkbar, dass man in jedem Laden mit für deutsche Verhältnisse übertrieben freundlicher (und lauter!) Stimme begrüßt wird. Wenn man ins Restaurant geht oder es verlässt, ist es nicht selten so, dass die gesamte im Raum anwesende Belegschaft wie Eins das Willkommen ruft. Ich habe auch noch nie gesehen, dass ein japanischer Ladenmitarbeiter einem Kunden wirklich offensichtlich gezeigt hätte, WIE nervig er gerade ist. Was ja in Deutschland durchaus passiert und m.E. in die Kategorie „Verkäufer sind auch nur Menschen“ fällt.
Ich habe als Kundin hier oft den Eindruck, dass es für den Verkäufer eine mittlere Katastrophe ist, wenn er oder sie meinem Wunsch nicht nachkommen kann. Der extrem höfliche Sprachstil tut ein Übriges. Die Tatsache, dass sich der Mitarbeiter im Elektronikladen in Sapporo für Andreas und mich ca. eine Stunde um die Ohren geschlagen hat, um unsere deutschen Telefone mit der japanischen SIM-Karte zu laufen zu bekommen und sich am Ende der Odysee auch noch bedankt hat dafür, dass er dadurch viel Neues lernen durfte, spricht für einen Servicegedanken, der vom deutschen doch abzuweichen scheint.
Du fragst, „Was können wir in Westfalen besser machen?“. Ich glaube, die Westfalen haben insgesamt gute Anlagen, um diesbezüglich zu Punkten. Denn diese vordergründige Freundlichkeit kann durchaus durch eine gewisse Stoik erklärt werden und für ihr sprichwörtlich ruhiges, stoisches Wesen sind die Westfalen nun einmal doch über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Kann es ins brummelige und kurz abgebundene, ja ins phlegmatische umschlagen, so bietet es meines Erachtens eine gute Grundlage, um das nervige Gegenüber halt nervig sein zu lassen, man bleibt halt trotzdem stoisch freundlich. Soweit die folkloristisch-stereotype Handlungsempfehlung.
Dazu sei aber nun auch noch gesagt: Diese Perfektion mit der die Japaner das betreiben, scheint mir aber ehrlich gesagt doch auch darauf zu beruhen, dass man viel zu große Angst hat, aus dem Rahmen zu fallen und etwas falsch zu machen. Prinzipiell halte ich persönlich Angst aber immer für ein vergleichbar schlechtes Handlungsmotiv. Da ist mir der deutsche Verkäufer, der halt auch mal einen schlechten Tag hat, dann schon lieber. Japanische Kunden sind da aber auch total dran gewöhnt und benehmen sich dann gelegentlich auch ihrerseits aus meiner Sicht ziemlich sauig den Verkäufern gegenüber. Ich kenne es so: Wer gegrüßt wird, grüßt zurück. Egal, obs der Verkäufer, die Bundespräsidentin, der Kollege, die Nachbarin oder der Lehrer ist. Hier in Japan hängt das viel stärker von der hierarchischen Beziehung ab: Unten grüßt nach oben, aber umgekehrt nicht zwingend. Als Deutsche, die das nicht so krass gewohnt ist, finde ich das schade und ich sehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie die Verkäufer teils total beglückt sind, weil ich ihnen lächelnd in die Augen schaue, während ich mich tatsächlich Bedanke. Hierarchische Beziehung hier ganz klar: Der Kunde steht über dem Verkäufer. Als Ausländer bringt man diese Zustände aber sowieso immer mal wieder durcheinander, ob nun bewusst, gewollt, unbemerkt oder peinlich berührt. Allein schon die Tatsache, dass man die höfliche Sprachform, die der Verkäufer einem Kunden gegenüber zu benutzen hat, ja erst nach einige Zeit im Unterricht lernt, führt zu Problemen. Der Verkäufer sagt nämlich Dinge, die man inhaltlich schon längst verstehen würde, wenn er die ganzen höflichen Schnörkel wegließe und die einfach-normale Sprachform benutzt. Man merkt da schnell, welcher Verkäufer schon öfter mit Ausländern zu tun hatte: Einige benutzen sofort die neutrale Form, andere wechseln, nachdem sie merken, dass es nicht funktioniert, wieder andere kommen nicht auf die Idee zu wechseln. Der Mittelweg scheint mir da wie so oft der goldene zu sein: Erfahrene Japanischlerner spüren nämlich durchaus, dass die höfliche Form ihnen gegenüber nicht angewendet wird, was dann eben einer Herabsetzung gleichkommt.
Ich kann an beiden Umgangsformen gute und schlechte Seiten finden. Die Umstellung vom einen aufs andere ist eben krass und man zuckt schonmal zusammen, wenn man außerhalb Japans nicht so freundlich angesprochen wird oder innerhalb Japans um eine kleine Nachfrage ein unnötiger Riesenaufwand betrieben wird.

Vorder- und hintergründig liebe Grüße

Claudia

Noch ein Hochzeitsgeschenk

Als ich mich mit Sayako in Tokyo getroffen habe, habe ich noch ein Hochzeitsgeschenk von ihr bekommen 😀

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Diese zusammen passenden Stäbchensets für Paare mit passenden Ablagesteinchen dazu sind anscheinend ein traditionelles Hochzeitsgeschenk in Japan. Unsere sind ganz toll mit kleinen Kirschblüten aus Perlmutt als Einlegearbeit verziert. Das Damenpaar ist dunkelrot und etwas kürzer als schwarze Herrenpaar. Die Ablagesteinchen haben auch die kleinen Kirschblüten und sind beide schwarz.
Andreas und ich haben bereits so ein rot-schwarzes Paar mit Eulen drauf, dass 兄 und 姉 damals von ihrer Japanreise als Andenken mitgebracht haben. Jetzt können wir also japanische Doppeldates bei uns zu Hause hosten. Yeah 😀

Zwei Sportarten – ein Name

Anfang Dezember war ich ja mit Sayako in Tokyo – ihr erinnert euch an die Weihnachtsimpressionen aus Shinagawa^^
Der Anlass unseres Besuches war die Austragung des Endspiels der gesamtjapanischen halb-professionellen Lacrosse-Liga. Damen wie Herren. Sayako spielt in Nagoya selbst Lacrosse – Landesweit gibt es etwa 20 Damenmannschaften, die nicht zu irgendeiner Bildungseinrichtung gehören, sondern mit Spielerinnen besetzt sind, die bereits im Berufsleben stehen. Klassischerweise kam eines der Teams aus Tokyo und eines aus Osaka 😀 Der ewige Streit.
Die Grundregel ist für Deutsche einfach zusammenfassbar: Das Runde muss ins Eckige.
Das Runde ist allerdings aus Hartgummi und nur faustgroß und das Eckige ist auch erheblich kleiner als beim Fußball und steht (wie beim Eishockey) ins Feld eingerückt – Es darf und wird also auch hinter dem Tor gespielt. Gespielt werden darf der Ball ausschließlich mit dem „Crosse“ genannten Stock, an dessen Ende ein Netz befestigt ist, in dem der Ball transportiert werden kann.

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Das ist dann aber auch schon so ziemlich der Punkt, an dem die Gemeinsamkeiten von Damen- und Herrenlacrosse enden.
Gespielt wurde auf einem Platz auf einem der Olympiagelände von 1964, dem Komazawa Olympia Park.
Das Damenspiel lief zuerst.
Hier ist irgendwie alles darauf ausgelegt, dass sich niemand verletzt. Zeitstrafen und Freistöße werden gegeben, wenn der Crosse zu nah an irgendein Gesicht kommt, wenn die Spielerinnen sich mehr als „leicht“ gegenseitig schieben etc. Das führt zu ziemlich häufigen Unterbrechungen und der Tatsache, dass die Damen zwar einen Mundschutz tragen müssen, aber sonst eigentlich in Shorts/Sportrock und T-Shirt rumrennen. Mein Eindruck: Die Teams spielen zwar gegeneinander, aber eine gewisse Harmonie herrscht schon.
Dann kamen die Herren… Das hat dann mehr was von Rugby. Alle tragen verpflichtend einen Schutzhelm und Körperpolster (Ihr erinnert euch an den Eishockey-Vergleich?! Packt man japanische Männer in so eine Montur sehen sie von weitem aus, wie große, breite Westler – 兄 zum Beispiel^^) Da wird mit den Cross auf den Gegner eingeschlagen, getackelt, gehauen, gestochen und gebissen – Ach ne, dafür gibt’s ja Helme…. In jedem Fall ist das ganze wesentlich rauer, dauert länger (4×20 Minuten, statt 2×25 Minuten) und tut beim zugucken viel mehr weh.
Insgesamt war es auch hier wieder interessant, etwas über einen mir bislang völlig unbekannten Sport zu lernen. Es macht Spaß, beim Lacrosse zuzuschauen und mitzufiebern, es ist wesentlich spannender als beim Baseball, wie ich finde :] Im Nachgang zum Spiel habe ich dann natürlich recherchiert und rausgefunden, dass es auch in Dortmund ein Lacrosse-Team gibt. Beim TSC Dortmund beheimatet, gibt es die Dortmund Wolverines.
Wieder was gelernt :]

Von unserem Hotelzimmer im siebten Stock konnte man im übrigen den Gipfel des verschneiten Fuji-san sehen. Eine tolle Überraschung!

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毛糸

Liebe Mama,

Vor einigen Wochen hast du mir eine E-Mail geschickt, in der es um japanische Wolle ging. Ich habe mich mittlerweile mal ein bisschen schlau gemacht und gewühlt. Zunächst war ich ziemlich enttäuscht. Im Bahnhof Hakata gibt es auf drei Stockwerken ungefähr alles, was das Selbermacherherz begehrt. Ob Lederbearbeitung, Löten oder kleinere Arbeiten rund ums Haus: Es gibt Werkzeug, Material – das volle Programm. Darunter im Übrigen auch deutsche Qualitätsware aus Wuppertal 😀

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Ich dachte mir also: Die haben auch Wolle 😀
Das schlechte Gefühl fing an, als ich eine der Ladenangestellten nach Wolle (毛糸 けいと keeto) fragte und die prompt eine ältere Kollegin fragen musst, weil sie selbst ziemlich ratlos war. Ergebnis: Es gibt Wolle in dem Laden. Ein ganzes Regal:

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Niedlich, oder?
Eine einzige Marke, eine einzige Sorte und die ist auch noch ziemlich dick. Und einzeln abgepackt per 50 Gramm in kleinen Papiertütchen. Was ist denn hier los? Ich war ziemlich fassungslos.
Nachdem ich dann ein bisschen recherchiert habe, habe ich herausgefunden, dass es in Tenjin einen großes Handarbeitskaufhaus geben soll. Hin! Und tatsächlich, wer mit Stoff oder Wolle in größerem Umfang operieren möchte, findet hier sein Glück. Regalweise Wolle in allen möglichen Formen, Farben und Nadelstärken. Stoffe, soweit das Auge reicht. Benötigtes Zubehör gibt es natürlich auch. Hier ein paar Eindrücke:

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Das ist jetzt ein Regal von einer Marke: Noro. Von der Größe gab’s noch ca. 15 andere, auch von anderen Marken. Dünnes Sockengarn habe ich auf Anhieb nicht gefunden, es gab verschiedenste Mischungen von Materialien, von komplettes Polytier bis Seide und Mohair-Mischungen. Die Preise schwankten dementsprechend und lagen für meine Begriffe ähnlich gestreut wie in Deutschland. Ein Import lohnt sich meiner Meinung nach nur, wenn man jetzt irgendeine Farbstellung ganz toll findet; auf Anhieb habe ich nichts gesehen, bei dem ich dachte „Oh Gott, das würde man in Deutschland nie bekommen“. Falls ihr euch jetzt durch den letzten Absatz gequält habt und euch wundert warum ich eine Kurzmarktanalyse zum japanischen Wollmarkt durchgeführt habe, denkt noch mal drüber nach welcher Hauptbeschäftigung meine Mama so nachgeht^^ Dann wisst ihr, wer gefragt hat.