Erdbeben; was geht’n? *summ*

Ihr Lieben,

Heute war es soweit. Um 21:26 Uhr Ortszeit (14:26 Uhr bei euch) habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Erdbeben gespürt. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass ich voll verwirrt vor meinem Rechner saß und meinem Mann, mit dem ich justamente geskypt habe, verwirrt ins Ohr gemurmelt habe.
weltbester Mann: „… dann können wir uns da ja an der Bushaltestelle treffen und -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „- falls wir dann -“
Ich: „Whoah!“
wbM: „Was’n?“
Ich: „Du, ich glaub, hier ist gerade Erdbeben.“
wbM: „???“
Ich: „Ja, hier wackelt’s irgendwie. … Du, ich ruf‘ dich gleich zurück, mir geht’s gut, aber ich will mal eben mit meiner Gastfamilie reden.“
wbM: „Ääh. Ok. Bis gleich.“
Soweit der erste Eindruck. Erst hat es sich angefühlt, als rauscht draußen ein Schwertransporter her, aber der Transporter fährt, und fährt, und fährt…. So wie der Käfer früher in der Werbung, nur schwerer…
Fakt ist: Es gab ein Beben der Stärke 7 in der Präfektur Kumamoto (südlich von mir), das hier in Fukuoka noch mit einer Stärke von 4 zu spüren war. Die 4 entspricht also dem Käferartigen Schwertransporter.
Im Laufe der folgenden 3/4 Stunde gabs dann immer wieder kleinere Nachbeben und 40 Minuten später nochmal ein etwas stärkeres Nachbeben (schwache 6 in Kumamoto). Jetzt fragt mich nicht, was genau diese Skalenzahlen bedeuten, das müsste ihr bei Wikipedia nachlesen, aber ich finde vermittelt einem ein Gefühl dafür, was hier noch so los war/ist. Dieses schwerere Nachbeben ist nämlich passiert, während ich diesen Eintrag hier geschrieben habe. Mittlerweile bin ich auch vom Schreibtisch unter’s Bett umgesiedelt. Kabel sind ja zum Glück lang und die Zimmer klein.
Warum unter’s Bett? Erste Regel beim Erdbeben (Für die Filmfans in der Leserschaft: Ja, man darf über Erdbeben reden, keine Sorge): Ruhe bewahren. Kopflosigkeit hilft niemandem.
Zweite Regel bei Erdbeben: Ab unter den nächsten Tisch, unter’s Bett oder sonst irgendein stabiles Möbel (Jetzt gerade gibt’s noch ein Nachbeben! Ich mag mein Bett!), dass euren Kopf schützt.
Wenn der erste große Stoß durch ist, greift Regel Nummer drei: Türen und Fenster als Fluchtmöglichkeit öffnen.
Regel vier: Im Zweifel ab nach draußen auf eine offene Fläche.
Nach draußen ist hier niemand gerannt, bei Stärke 4 scheint das noch ok zu sein. In jedem Fall werde ich jetzt aber mal zwischen zwei Beben nach unten tigern und mit meiner Gastfamilie reden. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich jetzt einfach schlafen sollte.
Euch sei auf jeden Fall erstmal versichert, dass es mir gut geht und hier nichts passiert ist, was euch übermäßig besorgen müsste. Zum Abschluss hab ich euch auch noch zwei Links rausgesucht, auf denen man ein bisschen was sehen kann, Karten und so:
NHK
Zwar Japanisch, aber mit guter Karte und Auswahlmöglichkeit rechts in der Liste. Hilft auch, wenn man kein Japanisch kann und ist vor allem MEGAschnell. Die Infos sind schon fast Echtzeit.
Zweitens: USGS
Auf der Suche nach guten deutschsprachigen Quellen bin ich leider nicht fündig geworden, unter den englischsprachigen mache mir diese Seite den besten Eindruck. Das Beben, über das ich hier geschrieben habe, ist rechts in der Liste mit „2016-04-14 12:26:36 UTC 10.0 km deep, Japan“ findbar.

Liebe, unversehrte Grüße

Claudia

P.S.: Entschuldigt bitte evtl. Fehler und strukturelle Schwächen heute, ich hab einfach so runter geschrieben und bin dann jetzt auch weg :]

6 thoughts on “Erdbeben; was geht’n? *summ*

  1. お兄さん 14. April 2016 at 20:51

    *sing* Take duck and cover…. *sing* Mein erstes Erdbeben habe ich übrigens bei Ortsstärke 5,2 in der Westtürkei einfach mal verpennt. Ich glaube dadurch habe ich wirklich noch keines „erlebt“. War sehr surreal am nächsten Morgen als alles völlig aufgeregt über das Erdbeben sprachen und ich KEINE AHNUNG hatte was eigentlich los gewesen war. (Darf als Anekdote auch in Japan erzählt werden.)

  2. Peter 15. April 2016 at 0:10

    Liebe Claudia,
    das ist ja eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung von der Du uns hier berichtest. Hier in Dortmung gab es in den 90er Jahren ein Beben, dass mich in meinem Hochbett kalt erwischt hat. Aber das war hier nur eine Ausnahme.

    Ich hoffe, liebe Claudia, Du bist wieder fest geerdet und du gehst dem leben wieder unerschütterbar entgegen.

    Habe Viel Spaß mit Andreas bei seinem Besuch, wir harren hier aber auch immer der Neuigkeiten. 🙂
    Liebe Grüße

    Peter

  3. mutti 15. April 2016 at 14:06

    Habe gerade vom Erdbeben gelesen, dann erstmal bei Google maps gecheckt, wie weit das von dir weg ist und zack, da hast du schon geschrieben! 😉 schön, dass es dir gut geht!

  4. Dieter 15. April 2016 at 16:25

    Hallo Claudia,
    bei uns hier gab es heute morgen ein virtuelles Erdbeben der Stärke 20! Wir haben, als wir von dem Erdbeben in den Nachrichten hörten, schon Angst, dass Du in Deinem Blut unter irgendeinem Dach liegen könntest, einem herunter gestürzten. Na ja, dann hört ich von Andreas, dass Ihr per Skype verbunden wart und dass es Dir gut, was uns dann wieder beruhigt hat. Auf der Landkarte sah das schon bedrohlich aus, das Erdbeben war gerade mal 100 km von Fukuoka entfernt. Ich wünsche Euch erdbebenfreie Tage.
    Viele Grüße
    Dieter

  5. Sam 16. April 2016 at 8:30

    Als das gerade im Radio kam, hab ich auch erstmal angefangen zu googeln um mich erst zu erschrecken (wie auf Kyushu) und dann wieder etwas zu beruhigen, doch nicht ganz um die Ecke. Danke schön, für den Blogbeitrag! Auch wenn ich den gestern irgendwie verpasst hab, ist es gut von dir zu hören und ich bin froh, das du da so glimpflich davon gekommen bist. Da kannst du ja jetzt beim nächsten THW Treffen Tipps geben und eine Erdbebenschulung machen, du Expertin 🙂 Weiß der Rest eigentlich, das dein Bett ein Hochbett ist? Liest sich sonst nämlich erstmal witzig, bin unters Bett^^ So die Aufregung vom Morgen lässt etwas nach, ich muss jetzt arbeiten. Alles Liebe und ganz viel Spaß mit Andreas in eurem Urlaub! Hoffe der ist gut angekommen!

  6. Katze 16. April 2016 at 22:35

    Hatte auch davon gehört…und dann gelesen, dass es nicht direkt bei dir um die Ecke ist.

    Hehe…ich habe gerade eine Klausur geschrieben, in der u.a. Erdbeben Thema waren.

    Stärke 7 (vermutlich Momenten-Magnituden-Skala, Richter wird aus verschiedenen Gründen normalerweise nicht mehr verwendet) kann – je nach lokalen Gegebenheiten – zu großen Schäden führen.

    Japan ist da ja sehr fortschrittlich (und war immer Beispiel in unseren Vorlesungen :-D), was erdbebensicheres Bauen angeht, aber auch darin, die Bevölkerung zu Selbsthilfe anzuleiten und Warnsysteme betreffend.

    Bei Erdbeben werden verschiedene Arten von Wellen erzeugt, die man mit einem Seismograph messen kann. Es gibt zwei Typen von Untergrundwellen (Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen)) und zudem Oberflächenwellen, mit jeweils unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten. Schäden verursachen insbesondere die S-Wellen und nachkommende Oberflächenwellen.

    Mehr dazu: http://www.br.de/themen/wissen/erdbeben-energie100.html, https://www.youtube.com/watch?v=gjRGIpP-Qfw, https://www.youtube.com/watch?v=9fyvxl6HajE

    Man kann die zeitliche Differenz zwischen den zuerst eintreffenden P-Wellen und den nachfolgend eintreffenden S-Wellen zur Vorwarnung nutzen (Alarm-SMS o.ä., Sirenen ansteuern), aber auch zur Schadensminimierung (Gasleitungsventile schließen, Züge und Fahrstühle anhalten etc.) auf Basis von vorhandenen Kommunikations- und Signalisierungswegen ( https://www.youtube.com/watch?v=IaedDlN5dfo).

    Andere Länder sind nicht so gut vorbereitet wie Japan. Zum Beispiel hatte das Erdbeben in Haiti (https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_in_Haiti_2010) mit über 200000 Toten die gleiche Magnitude 7,0…

    Ergo: Erdbeben mit der gleichen Magnitude verursachen nicht automatisch vergleichbare Schäden. Da gibt es weitere entscheidende Parameter: Tiefe des Erdbebens, geologische Gegebenheiten, Bevölkerungsdichte, Schadenspotential, Zustand der Bausubstanz, Selbstschutz der Bevölkerung (https://www.youtube.com/watch?v=f_W7zNEraM8), etc… Alle diese Faktoren werden in Intensitätsskalen berücksichtigt, bei denen es auch darum geht, wie stark Erdbeben von den Menschen wahrgenommen werden und welche Schäden sie verursachen. Übliche Skalen sind hier die Mercalli-Skala oder die EMS-Skala (Mehr: https://www.youtube.com/watch?v=yTBlYrHkR2E).

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