毛糸

Liebe Mama,

Vor einigen Wochen hast du mir eine E-Mail geschickt, in der es um japanische Wolle ging. Ich habe mich mittlerweile mal ein bisschen schlau gemacht und gewühlt. Zunächst war ich ziemlich enttäuscht. Im Bahnhof Hakata gibt es auf drei Stockwerken ungefähr alles, was das Selbermacherherz begehrt. Ob Lederbearbeitung, Löten oder kleinere Arbeiten rund ums Haus: Es gibt Werkzeug, Material – das volle Programm. Darunter im Übrigen auch deutsche Qualitätsware aus Wuppertal 😀

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Ich dachte mir also: Die haben auch Wolle 😀
Das schlechte Gefühl fing an, als ich eine der Ladenangestellten nach Wolle (毛糸 けいと keeto) fragte und die prompt eine ältere Kollegin fragen musst, weil sie selbst ziemlich ratlos war. Ergebnis: Es gibt Wolle in dem Laden. Ein ganzes Regal:

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Niedlich, oder?
Eine einzige Marke, eine einzige Sorte und die ist auch noch ziemlich dick. Und einzeln abgepackt per 50 Gramm in kleinen Papiertütchen. Was ist denn hier los? Ich war ziemlich fassungslos.
Nachdem ich dann ein bisschen recherchiert habe, habe ich herausgefunden, dass es in Tenjin einen großes Handarbeitskaufhaus geben soll. Hin! Und tatsächlich, wer mit Stoff oder Wolle in größerem Umfang operieren möchte, findet hier sein Glück. Regalweise Wolle in allen möglichen Formen, Farben und Nadelstärken. Stoffe, soweit das Auge reicht. Benötigtes Zubehör gibt es natürlich auch. Hier ein paar Eindrücke:

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Das ist jetzt ein Regal von einer Marke: Noro. Von der Größe gab’s noch ca. 15 andere, auch von anderen Marken. Dünnes Sockengarn habe ich auf Anhieb nicht gefunden, es gab verschiedenste Mischungen von Materialien, von komplettes Polytier bis Seide und Mohair-Mischungen. Die Preise schwankten dementsprechend und lagen für meine Begriffe ähnlich gestreut wie in Deutschland. Ein Import lohnt sich meiner Meinung nach nur, wenn man jetzt irgendeine Farbstellung ganz toll findet; auf Anhieb habe ich nichts gesehen, bei dem ich dachte „Oh Gott, das würde man in Deutschland nie bekommen“. Falls ihr euch jetzt durch den letzten Absatz gequält habt und euch wundert warum ich eine Kurzmarktanalyse zum japanischen Wollmarkt durchgeführt habe, denkt noch mal drüber nach welcher Hauptbeschäftigung meine Mama so nachgeht^^ Dann wisst ihr, wer gefragt hat.

3 thoughts on “毛糸

  1. Sam 17. Dezember 2015 at 8:50

    Klingt mir fast ähnlich wie bei den Büchern, mit den riesigen Läden und Meterlangen Regalen. Gibt einen interessanten Eindruck über den japanischen Einzelhandel (Wenn man so eine Größe dann noch „Einzel“Handel nennen darf). Aber gut das du zumindest schon mal einen Laden gefunden hast, sonst hätten wir eher noch dir was von hier importieren müssen, nicht das du da unten kein neues Material mehr hast 😉
    Ist deine Sockenwolle also aus diesem Laden? Oder noch mitgebracht aus Deutschland? Und wie Stricken/Häkeln/Handarbeiten die Japaner gern? Oder wirst du mit deiner Wolle arg seltsam angestarrt?

    • athene 18. Dezember 2015 at 4:05

      Ja, kleine schnuckelige Läden zu finden, ist nicht einfach – die großen Kaufhäuser dominieren das Bild schon sehr. Vielleicht ist es auf dem Land anders, wo es diese großen Kaufhäuser nicht gibt, aber so richtig einen Reim kann ich mir darauf noch nicht machen.
      Meine Sockenwolle ist noch von zu Hause mitgebracht. Da ich keine Ahnung hatte, wie die Wollversorgung hier aussieht, habe ich etwas Vorrat mitgebracht gehabt. Also alle wissen, was ich da tue, wenn sie es sehen, aber ich habe nicht den Eindruck, dass das etwas ist, was Japaner gerne/oft tun. Wikipedia sagt, dass Stricken auch erst mit den Europäern und Amerikanern ins Land kam, also nicht zu den klassischen japanischen Handwerkskünsten zählt^^

  2. Mama 17. Dezember 2015 at 14:48

    Die Strickhexe dankt für die gelungene Kurzmarktanalyse ;-)))
    Ich muss sagen, die Auswahl ist wirklich gut. Das Garn der Marke „Noro“ bekomme ich hier in Deutschland auch online.

    Viel Vergnügen weiterhin beim Stöbern und Entdecken.

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