Tokyo II – Zweiter Vortrag

Lieber Mann,

Kannst du dich daran erinnern, wie wir vor der Hochzeit überlegt haben, unsere Gastgeschenke in Origami-Boxen zu präsentieren? Ich habe am Tisch gesessen und mal wieder gemerkt, wie viel Arbeit da doch drin steckt. Dich hat das Thema zu meiner Überraschung nicht so sehr interessiert, obwohl ich gedacht hatte, die Verwandlung von einem zweidimensionalen Papier in einen Körper würde deine Ausmerksamkeit wecken.
Wärst du am 19.10. mit mir in Tokyo gewesen; ich bin sicher, der Vortrag von みたにじゅん (Mitani Jun – Jun der Vorname^^) hätte dich mehr als begeistert. Herr Mitani ist Professor an der Universität Tsukuba und arbeitet dort am Fachbereich für Physik und Chemie. Dort scheint auch die Informatik untergebracht zu sein, denn er beschäftigt sich u.A. mit geometrischen Berechnungen und der Simulation von Origamifiguren! Mit seinem Programm kann man anhand der Faltlinien auf einem Stück Papier die entstehende Form vorhersagen und visualisieren und umgekehrt anhand des 3D-Modells die notwendigen Falten berechnen lassen. Dabei kommen dann unter anderem solche Dinge heraus:

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Insbesondere beim zweiten Objekt finde ich den Gedanken, dass es sich ursprünglich um ein einfaches Blatt Papier gehandelt hat, sehr faszinierend. Im Laufe des Vortrages hat er die beiden grundlegenden Gesetze vorgestellt, auf denen seine Berechnungen Fußen und verschiedene Projekte, an denen er mitgewirkt hat. Unter anderem hat ein japanischer Designer seine Technik benutzt, um eine Modelinie zu entwerfen. Die beiden vorgestellten Gesetze waren ziemlich simpel. Einmal ging es um die Winkelsummen von sich in einem Punkt kreuzenden Linien und einmal um die Anzahl der Berg- und Talfalten auf dem Blatt Papier, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
Vielleicht kann ich seine Arbeit mal nutzen, wenn ich wieder zu Hause bin und dich dann doch noch für Origami begeistern :]