Tokyo, 1. Akt

Liebe Sam,

Letzten Montag musste ich ja Schule schwänzen, da mich der DAAD nach Tokyo einbeordert hatte. Alle Stipendiaten, die in den letzten drei Monaten ihr Stipendium angetreten haben, sollten zur DAAD-Außenstelle Tokyo kommen und dort über die Arbeit vor Ort informiert zu werden und an einer Abendveranstaltung namens „Butterbrot und Bier“ teilzunehmen.
Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Da ich auf Kyushu von Tokyo aus gesehen am Ende der Welt wohne, wurde mir ein Flug nahegelegt und da es tatsächlich auch noch einen einzigen anderen Studenten gibt, der sich auf der Insel befindet, haben wir kurzerhand beschlossen gemeinsam die Reise anzutreten. Das war für mich sehr praktisch, da der gute Marco bereits seit September hier ist und seine japanische Tutorin gebeten hatte, ihn bei der Buchung der Tickets zu unterstützen. Nachdem ich mich am Montagmorgen also um 4:45 Uhr aus dem Bett geschält hatte, bin ich drei mal den Flughafen auf und abgelaufen, bis ich Marco endlich gefunden hatte. Dann haben wir eine Stunde am Gate geschlaf.. gewartet und dann gings los. Das Gate war in Sichtweite 15 m von uns entfernt, aber die Dame von der Airline gab uns ein massives Stück Plastik in die Hand:

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Das Bild ist leider sehr verwackelt, weil ich es im Gehen geschossen habe, aber es war einfach zu geil. Wir stehen am Eingang, die Dame sagt uns „Gate 11“ – Wir gucken, 15m weiter steht „Gate 11“ in großen, deutlich lesbaren Lettern. Sie gibt uns das Plastikteil, das ich sonst eher als massiven Hotelzimmer- oder Autobahnraststättentoilettenschlüsselanhänger kenne (Du weißt schon, diese Riesenteile, damit auch ja niemand aus Versehen den Schlüssel mitgehen lässt), wir gucken sie verwirrt an, gehen die 15m und etwa 10 Sekunden später nimmt uns ein anderer Mitarbeiter das Ding dort wieder ab!!
Wenn man für sein Gate den halben Flughafen runter laufen muss, einen Shuttlebus benötigt oder sonst welche irren Wege bewältigen muss, ist das eine clevere Sache, aber in dem Fall war es irgendwie lächerlich niedlich.

Der Flug verlief abgesehen von einem Flugbegleiter, dessen Englisch man nicht verstanden hat (Selbst über sein „Thank you“ musste ich 5 Sekunden lang nachdenken, bevor ich es verstanden hab), ruhig und angenehm. Konnte Schlaf nachholen^^

In Tokyo-Narita ist man offensichtlich bereits vollständig im Olympiafieber: Alle Gehwege zwischen den Terminals sehen aus, wie Leichtathletik-Laufbahnen und sind auch aus dem entsprechenden Tartanmaterial:

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Marco studiert zwar Asienwissenschaften, Japanisch hat er aber auch erst seit zwei Jahren, also hat wer mit der Zugangestellten geredet? Ich, natürlich xD Nachdem wir es dann geschafft hatten, ein passendes Zugticket zu erhaschen, hat er mir dafür dann aber die Grundlagen der koreanischen Schrift beigebracht. Wuha 😀
Die ist viel einfacher, weil sie eher so aufgebaut ist wie unsere und die Kanji gar nicht so oft verwendet werden. Auch eine Möglichkeit, seine Zugfahrtzeit von 40 Minuten sinnvoll zu nutzen.
Nach dem Zug kam die U-Bahn. Hast du schonmal die Tokyoter U-Bahn gesehen? Ich glaube, nur お兄さん hatte bereits das Vergnügen. Für dich, Sam, und alle anderen, habe ich ein Foto, dass die Klarheit der Streckenführung und Simplizität der Orientierung in den Stationen erahnen lässt:

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Das ist das U-Bahn-Netz von Tokyo. Die Züge und Busse sind nicht enthalten. Mir sind fast die Augen rausgefallen als ich den Plan gesehen habe und ich war SEHR froh, dass ich mir vorher eine Fahrplanauskunft aus dem Internet herunter geladen hatte. Nachdem wir uns fachmännisch im nächsten Konbini mit Mittagessen eingedeckt haben und kurz bei meinem Hotel vorbei geschaut, sind wir dann auch wohlbehalten beim DAAD angekommen.

Und soweit des Drama erster Akt – Die Anreise. Im zweiten Akt habe ich Fotos von hübschen Kimono und total abgefahrenen Origamiskulpturen für dich!

4 thoughts on “Tokyo, 1. Akt

  1. Sam 25. Oktober 2015 at 9:30

    Woooow… Der U-Bahn Plan sieht aus wie etwas das meine 3 jährige Schwester malen könnte… Schlangen überall. Wir sind tatsächlich nur in Kobe U-Bahn gefahren. Wir hatten dort das Glück, dass ein freundlicher Service Mitarbeiter neben dem Automaten stand und für uns auf die Knöpfe gedrückt hat. Wir wären sonst etwas verloren gewesen. Gut das wir nicht allein nach Tokyo gefahren sind… Ich schätze wir wären wohl immer noch da gestrandet. In der U-Bahn ist uns aber besonders aufgefallen, dass in Japan einfach alles… niedriger ist. Also für normal große Europäer eher was zum Köpfe anstoßen^^

    • athene 25. Oktober 2015 at 11:32

      Ja, das mit dem Kopf stoßen hab ich auch schon festgestellt -.-“ Suboptimal.
      Die meisten Fahrkartenautomaten, die ich bisher gesehen habe, haben zum Glück den kleinen Knopf wo „English“ draufsteht^^ Den mag ich sehr.

  2. お兄さん 25. Oktober 2015 at 23:16

    Jetzt weiß ich was ich vergessen habe:
    Ich wollte dir noch den Fahrplan mitgeben. MIT JR-Linien. ^^
    Also falls du oder sonst wer noch braucht: Hab einen über.

    Wir sind übrigens relativ gut als Gruppe führungsloser Touris klargekommen, nachdem wir einen Grundkurs bekommen hatten. Nur Shinjuku-Station…. naja sagen wir mal es war knapp, aber wir habens geschafft. ^^ Ein Heidenspaß.

    Tokyo Narita waren wir ja auch. Hast du die beiden Bauernhöfe auf der Runway gesehen, die seit 20 Jahren oder länger prozessieren, weil sie ihr Land nicht an den Flughafen verkaufen wollen. XD Wenn nicht, schau dir mal auf einem Satelittenbild den Runway von NRT an. ^^

    Ist das gut oder schlecht, dass mich das Plastikteil absolut nicht erstaunt….?

    „Butterbrot und Bier“? Hm, bei „Butterbrot und Freibier“ wäre ich nicht so gespannt was sich dahinter verbirgt. Bin schon auf den Bericht gespannt. 🙂

    • athene 26. Oktober 2015 at 13:24

      Nein, habe ich nicht gesehen. Muss ich mal nachschauen^^
      Sowohl Bier als und Butterbrot waren kostenlos, aber dazu dann später mehr^^

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